Der Architekt Johann Schneider (1835-1897) entwarf eine ganze Reihe typischer Gründerzeithäuser in der Wimmergasse und Stolberggasse im 5. Bezirk. Für das Häuserensemble wurde bei der Umwidmung im Jahr 2004 keine Schutzzone eingerichtet.
Dazu das Architektenlexikon:
1875–1876 errichtete [Architekt Johann] Schneider im Bereich der neuangelegten Wimmergasse im 5. Bezirk (…) zwei Häuserzeilen mit homogenen Fassaden (…) Ein Großteil des Straßenbilds ist durch diese Bauten mit einfachen viergeschossigen strenghistoristischen Fassaden gekennzeichnet (…)
Charakteristisch ist die additive Fassadengliederung mit Pilasterrahmungen bzw. Segmentgiebelverdachungen in den beiden Hauptgeschossen. Leider wurde vor kurzem das Eckhaus Wimmergasse 17 (…) abgetragen, wodurch die Wirkung des einheitlichen Ensembles stark beeinträchtigt ist.
Die Häuser in der Wimmergasse 17 und 21 wurden 1876 erbaut und um 2013 abgerissen.
Abriss und Neubau erfolgten durch die Firma ARE, eine Tochter der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die im Eigentum der Republik Österreich ist. Ob von einem letztlich im Staatsbesitz stehenden Unternehmen nicht zu erwarten wäre, mehr Rücksicht auf das baukulturelle Erbe zu nehmen?
Die ARE beschreibt die Neubauten auf folgende Weise:
In einem klassischen gründerzeitlichen Block fügen sich zwei Neubauten durch ihre zeitlose gediegene Ausstrahlung harmonisch in die Nachbarschaft (…) Ein großzügiges Entree mit hochwertigen Materialen liegt uns ganz besonders am Herzen, denn so werden die 5 Kernwerte der ARE Austrian Real Estate Development GmbH auf den ersten Blick erlebbar: Freiraum, Sicherheit, Zukunft, Ambiente und Lifestyle (…)
Städtebaulich betrachtet ist der Neubau auf diesem Eckgrundstück der Schlussstein eines klassischen, gründerzeitlichen Blocks. Daher greift M2 [Wimmergasse 21] wesentliche Themen eines klassischen Wohnhauses auf. Sockel, durchgestaltete Fassaden und Themen wie Foyer und Stiegenhaus werden behutsam in eine aktuelle Formen- und Materialsprache übersetzt.
Moderne Materialien und Ideen garantieren nicht nur eine hochwertige und dementsprechend nachhaltige Immobilie sondern leisten einen wesentlichen Beitrag zur Aufwertung von Margareten.
Natürlich wird auch beim Schwestermodul M2 Wimmergasse das unmittelbar angrenzende Thema von Gründerzeitbauten neu interpretiert. Der gesamte Block verwandelt sich so in ein ausgewogenes, harmonisches Ensemble.
Fazit: Die Architektur der beiden Neubauten hebt sich bestimmt deutlich vom – nicht besonders hohen – Wiener Neubaustandard ab. Angesichts der abgerissenen Vorgängerbauten handelt es sich trotzdem um einen schweren Verlust für das Wiener Stadtbild.
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Architekt Johann Schneider: architektenlexikon.at/de/1266.htm