6. Bezirk, direkt bei der U4-Station Pilgramgasse. Hier pulsiert das Leben. Hier lärmt der Verkehr. Hier wird ein neues U-Bahn-Kreuz gebaut. Und hier wird auch von der Stadt Wien umgewidmet. Was dabei auf die Anwohner zukommt, hat es in sich:
- Ganze Häuserblöcke sollen aus der Wohnzone herausgenommen werden. Das heißt: Wohnhäuser dürfen zu Hotels und Bürohäusern umgebaut werden.
- Kommerzielle private Zimmervermietung an Touristen (Airbnb usw.) wird damit auch erlaubt sein. Die Absurdität: Die im November 2018 beschlossene neue Bauordnung verbietet diese Art der Zimmervermietung in Wohnzonen erstmals. Und dieser Schutz soll jetzt wieder gestrichen werden.
- Historische Häuser werden aus der Schutzzone, die Häuser vor dem Abriss bewahren soll, herausgenommen. Warum nimmt man den Gebäuden diesen Schutz? Folgt bald ein Abriss-Boom? Und was passiert mit den kunstvollen historischen Fassaden?
- Mehrere historische Gebäude, die schon bisher nicht in der Schutzzone gewesen sind, sind im neuen Plan schon wieder nicht berücksichtigt.
- Ein über 160 Jahre altes Haus soll überhaupt abgerissen werden: Hofmühlgasse 6. Angeblich kann sonst die neue U-Bahn nicht gebaut werden. Von einem Gutachten, dass das auch wirklich so ist, sieht man aber nichts.
Update Nr. 1 (23.12.2018): Im Bezirk soll eine Mehrheit von SPÖ, Grünen, ÖVP und FPÖ den Plan abgelehnt haben.
Update Nr. 2 (2.1.2020): Derzeit wird wohl an einem neuen Entwurf gearbeitet. Die Umwidmung wurde vor einigen Wochen gestoppt.
Update Nr. 3 (August 2021): Nach Erscheinen dieses Artikels und Debatten in der Bezirksvertretung wurde die hier dargestellte Änderung des Flächenwidmungsplans verworfen. Ein neuer Plan wurde ausgearbeitet. Die ursprünglich geplanten Änderungen (weniger Schutzzonen, weniger Wohnzonen) sind so nicht gekommen. Kurz gesagt: Im Sinne der Altstadterhaltung hat sich alles noch zum Guten gewendet.
Wie kann es sein, dass das alles passiert, ohne dass die Bevölkerung etwas davon mitbekommt und ohne dass man die Anrainer aktiv einbindet? Die Folgen könnte man schon bald zu spüren bekommen: Weniger Wohnraum, weniger Schutz vor Abrissen, teurere Mieten und neue Hotels.
Eines der Häuser, die aus der Schutzzone herausgenommen werden sollen, ist das ehemalige Kaiser-Franz-Josef-Ambulatorium in der Sandwirtgasse 5. Das heute als Studentenheim genutzte, vom Architekten Moses Löw geplante Gebäude ist schon über 100 Jahre alt und in ausgezeichnetem baulichen Zustand. Auch die Wohnzone soll für dieses Haus gestrichen werden. Ein künftiges Spekulationsobjekt?
Der Bezirk hatte Gelegenheit, eine Stellungnahme zu diesem Plan abzugeben. Letztlich entscheidet aber der Gemeinderat, ob der Plan angenommen wird oder nicht. Ob es bis dahin noch zu einer Überarbeitung kommt?