Die kleine Gründerzeithaus in der Czartoryskigasse 44 wurde vor 1918 erbaut. Seit einem Totalumbau mit massiver Aufstockung ist es nicht mehr wiederzuerkennen.
Hinter dem Haus verbirgt sich auch eine traurige Geschichte aus der Nazizeit:
Nach der Machtübernahme Hitlers in Österreich war [die Pianistin und Klavierlehrerin] Cäcilie Lichtenstadt aufgrund ihrer Herkunft aus einer jüdischen Familie gefährdet; ihr Mann, der Bauingenieur Paul Lichtenstadt, wurde von der Gestapo vorübergehend inhaftiert und dann unter der Auflage entlassen, Österreich schnellstmöglich zu verlassen.
Das Haus in Wien-Währing [Czartoryskigasse 44], das sie gemeinsam 1930 zum Kaufpreis von 40.000 Schilling erworben hatten, wurde unter Wert zwangsverkauft, die zur Verschiffung verpackten und bezahlten Einrichtungsgegenstände inklusive Lichtenstadts Flügel und ihrer Musikbibliothek erreichten ihren Bestimmungsort nie, sondern wurden von der Gestapo beschlagnahmt (…) Auch den im März 1939 aus dem Verkauf des Hauses erzielten Erlös von 14.000 RM erhielten die Lichtenstadts nie, da der Betrag auf ein Sperrkonto überwiesen wurde (…)
Nach dem Zweiten Weltkrieg forderten die Lichtenstadts Entschädigung (…) – bereits im Juli 1948 einigten sie sich in einem außergerichtlichen Vergleich mit der seinerzeitigen Käuferin Emilie Krejci auf eine Ausgleichszahlung von 20.000 Schilling (…)
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