Utrecht: Straßen im Wandel der Zeit (1)

Utrecht ist die viertgrößte Stadt der Niederlande. Die Straßen in und um das Stadtzentrum sind attraktiv und im Sinne progressiver Verkehrsplanung gestaltet. Das war nicht immer so.

Dieser Artikel zeigt, wie sich einige Straßen in Utrecht im Laufe der Zeit verändert haben. Mit Fotos vom 19. Jahrhundert bis heute.

drei Aufnahmen einer Straße in Utrecht
links: Het Utrechts Archief, Nr. 2701, Publiek Domein 1.0; Mitte: Het Utrechts Archief / L.H. Hofland, Nr. 125305, CC BY 4.0; rechts: Georg Scherer

Das ist der erste von zwei Teilen zu den Utrechter Straßen. Teil 1 widmet sich den größeren Straßen, Teil 2 (in Vorbereitung) den kleineren Straßen.

Vredenburg

Eine der Hauptstraßen im Stadtzentrum. Die beiden Fotos unten wurden aus fast demselben Winkel aufgenommen.

Die Straße hat sich seit 1900 stark gewandelt – vom Verkehr bis zur angrenzenden Bebauung. Das relativ neue Gebäude auf dem ersten Foto trennt die Straße vom auf der anderen Seite liegenden gleichnamigen Platz ab.

Die anschließende Brücke ist heute für den Radverkehr optimiert:

Lange Viestraat​

Eine Hauptverkehrsroute im Stadtzentrum, die stark von Radfahrern genutzt wird. Sie setzt die oben beschriebene Straße (Vredenburg) fort.

Die Fotostrecke unten zeigt die typischen Veränderungen über mehr als einhundert Jahre: von einem Weg für Fußgänger, Wägen und Kutschen über eine auf das Automobil ausgerichtete Straße bis zu einer den Fahrrad- und öffentlichen Verkehr priorisierenden Planung.

Die Straße hat baulich ausgeführte Radwege auf beiden Seiten, die die auf der Kfz-Fahrbahn befindlichen Radstreifen ersetzt haben.

Potterstraat

Die Potterstraat setzt die Lange Viestraat fort und mündet in die Neude, einen der größeren Plätze der Stadt.

Stadtbildprägend ist das 1924 eröffnete Postamt, das heute als Bibliothek genutzt wird.

Die Potterstraat dient heute vor allem den Anforderungen des öffentlichen Verkehrs, sowie Fußgängern und Radfahrern.

Auf der linken Seite (Fotos unten) fuhr früher die Straßenbahn. Bereits in den 1970ern war hier ein Radweg.

Voorstraat

Die Voorstraat hat in den Jahrzehnten einige deutliche Veränderungen durchgemacht. Einst verkehrte hier eine Straßenbahn, dann wurden die Schienen entfernt und – typisch für die Massenmotorisierung ab der Nachkriegszeit – alles für den motorisierten Individualverkehr optimiert. Ebenso typisch ist die Ersetzung von Straßenbahn- durch Buslinien. Heute ist die Voorstraat eine Radstraße (fietsstraat).

In der vergleichsweise schmalen Straße stehen heute auf einer Seite etliche Bäume.

Für Fahrräder gibt es zahlreiche Abstellflächen.

Hier mündet die Straße in den Platz Neude und die Potterstraat.

Eine Straßenbahn verkehrt heute an dieser Stelle nicht mehr.

Wittevrouwenstraat

Ebenfalls heute eine Fahrradstraße. Setzt die Voorstraat fort.

Aus der Autostraße mit Parkplätzen wurde eine ruhige Verbindung vom und zum Stadtzentrum.

Biltstraat

Verbindet die Peripherie mit dem Zentrum. Auf beiden Seiten Bäume und baulich ausgeführte Radwege.

Bei der Fotostrecke unten ist bemerkenswert, dass 1950 zahlreiche Bäume ersatzlos gefällt wurden. Erst viel später wurden wieder welche gepflanzt.

Noch in den 1970ern gab es Radstreifen auf der Fahrbahn, heute baulich ausgeführte Radwege.

Anders als noch in den 1970ern gibt es in der Biltstraat heute mehr Bäume und eine gute Radinfrastruktur:

Nachtegaalstraat

Eine etwas außerhalb des Stadtzentrums gelegene Fahrradstraße. Die Entwicklung wiederum: von der Straßenbahn zum Auto, vom Auto zu Fahrrad und Auto.

Den zwischen Gehsteig und Parkplätzen befindlichen Radweg auf dem ersten Foto unten gibt es heute nicht mehr. Radfahrer fahren heute in der Mitte. Der Grund für diese Änderung ist vielleicht, dass dadurch mehr Platz für die Gehsteige gewonnen werden konnte.

Burgemeester Reigerstraat

Eine Fahrradstraße, die die Nobelstraat stadtauswärts verlängert.

Die Straße ist nicht nur auf den Fahrradverkehr optimiert, sondern auch für Fußgänger angenehm zu nutzen: Die Gehsteige sind bei einmündenden Straßen durchgezogen, sodass ein einheitliches Höhenniveau ohne Schwellen besteht. Auf den Fotos unten ist das jeweils rechts zu sehen (einmal mit durchgezogenem Gehsteig, einmal ohne).

Wittevrouwensingel

Die Straße verläuft entlang des Kanals, der das Stadtzentrum umgibt.

Schon früher war das Fahrrad in Utrecht ein beliebtes Verkehrsmittel.

Nobelstraat

Die Straße hat Radwege auf beiden Seiten. Das aus der Bauflucht stehende Haus auf dem zweiten Foto wurden später durch einen Neubau ersetzt und somit die Engstelle der Straße beseitigt.

Die problematische Radwegführung (unter anderem mit Radstreifen zwischen Kfz-Fahrbahnen) wurde irgendwann entschärft.

Lange Jansstraat

Verbindet die Plätze Neude und Janskerkhof. Radwege an beiden Seiten. Heute, nach Abbruch einiger Gebäude, ist die Straße etwas breiter als noch in den 1960ern.

Sint Jacobsstraat

Eine Straße im Stadtkern, die Richtung Norden führt. Von etlichen größeren Bauten geprägt.

Heute gibt es Radwege auf beiden Seiten, früher nur Radstreifen auf der Fahrbahn. 2015/2016 sind auch neue Bäume dazugekommen.

Rijnkade, Catharijnesingel

Eines der international berühmtesten Projekte nachhaltiger Stadtreparatur:

1958 drohte der Catharijnesingel [Kanal] für den Bau einer neuen Ringstraße zu verschwinden. Nach jahrelangen Debatten wurde er 1969 teilweise trockengelegt, um Platz für eine große Verkehrsader zu schaffen. Diese und andere städtebauliche Maßnahmen in den 1970er Jahren hatten katastrophale Folgen für den öffentlichen Raum im Stadtzentrum. Die Anwohner fühlten sich durch die Eingriffe, die den Besucher- und Autoverkehr begünstigten, vernachlässigt und wehrten sich mit verschiedenen Kampagnen für die Wiederherstellung des Kanals gegen das Verschwinden des Wassers in der Stadt. [2]

Eines der am Umbau beteiligten Büros schreibt auf seiner Webseite:

Im 20. Jahrhundert wurde die Catharijnesingel [Kanal] zur Catharijnebaan [Straße]: eine unattraktive, von Asphalt und Beton dominierte Stadtautobahn. Als sich uns die Möglichkeit bot, diese Entwicklung rückgängig zu machen, ergriffen wir die Gelegenheit, die Idee weiter voranzutreiben und ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Als das Wasser in das historische Grachtengebiet zurückkehrte, brachte es eine neue natürliche Parkroute mitten in eines der verkehrsreichsten Gebiete der Niederlande. Das Ergebnis war eine Stadtlandschaft, die mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft verbunden ist. [1]

Amsterdamsestraatweg

Eine fünf Kilometer lange Straße, die vom Kanal um die Altstadt bis in die Peripherie führt.

Auf der ganzen Länge gibt es auf beiden Seiten baulich von der Kfz-Fahrbahn getrennte Radwege. In den 1980ern war davon noch nichts zu sehen.

Auch die Allee gab es früher nicht im heutigen Ausmaß.

Die Fotos unten zeigen einen historischen Schlachthof, der sich – im Gegensatz zur Straße selbst – kaum verändert hat.

Vleutenseweg

Eine 2,4 Kilometer lange Straße, die vom Hauptbahnhof in Richtung Leidsche Rijn führt. Heute mit großzügigen Radwegen.

Fotos

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