Viele Häuser am Donaukanal wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört oder schwer beschädigt, die meisten nicht mehr wiederaufgebaut. Das Wohnhaus an der Unteren Donaustraße 27, gegenüber der Urania, hatte den Krieg aber trotz Schäden einigermaßen überstanden. Es war 1838 erbaut worden und gehört damit zu den ältesten noch erhaltenen Gebäuden am Donaukanal.
Nicht erhalten war aber die Fassade. Die für jene Zeit typischen Fenstergiebel und das genutete Erdgeschoß („Rillen“) fehlten. Das könnte mit dem Wiederaufbau aufgrund von Kriegsschäden zu tun haben. Oder mit einer unsanften Renovierung, bei der der Dekor abgeschlagen wurde (was in den 1940-1950ern nicht selten war). Um 1950 war vom Fassadenschmuck jedenfalls nichts mehr zu sehen.
Eine Wende kam 2015. Bei einer Sanierung wurden die fehlenden Fenstergiebel ergänzt. Auch das Erdgeschoß ist seither wieder stilecht hervorgehoben. Die Planungen stammen vom Büro Jazz Architects. Historische Aufnahmen zeigen, dass der neue Schmuck dem Zustand des Hauses im 19. Jahrhundert auf jeden Fall sehr nahekommt.
Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Die Sanierung der Fassade wurde vom Bundesdenkmalamt betreut. (Info 2022 zum Artikel hinzugefügt)
Haus ohne Schuck
So wie auf den Fotos unten hat das Gebäude noch bis 2015 ausgesehen. Nur das Gesims (das hervorstehende Element zwischen Fassadenfront und Dach) war noch erhalten.
Renovierung mit Bonus
Die sanierte Fassade samt neuem Schmuck hat eine enorme Wirkung. Immerhin ist das Haus weithin sichtbar, denn es befindet sich genau an der Grenze der Bezirke Innere Stadt, Leopoldstadt und Landstraße und damit dort, wo der Wienfluss in den Donaukanal mündet. So ist die Rekonstruktion auch eine deutliche Aufwertung für eine weitere Umgebung.
Das letzte Haus eines ganzen Blocks
Von den alten Häusern am Donaukanal ist heute stellenweise fast nichts mehr übrig. Einerseits wurden viele Gebäude im Krieg völlig zerstört, beispielsweise die ganze Häuserzeile, die heute der Schwedenplatz ist. Andererseits wurden viele Häuser in den 2. Republik nach und nach abgerissen. Fehlender Denkmalschutz, fehlende Schutzzonen und fehlende Sanierungsförderungen haben dazu beigetragen. Nicht erst in der heutigen Zeit ist Altstadterhaltung für die Politik Nebensache.
Auf dem Foto unten ist der Donaukanal mit seiner ursprünglichen Bebauung zu sehen. Das Haus in der Unteren Donaustraße 27 – rot hervorgehoben – ist das einzige Haus des gesamten Blocks, das heute noch steht.
Auch auf den folgenden Fotos ist das Haus zu sehen. Die Fenstergiebel, die 2015 angebracht wurden, dürften den Originalen ziemlich nahekommen. Abgesehen davon hat sich die Umgebung bis zur Unerkennbarkeit verändert.
Die Bebauung am Donaukanal hat sich tiefgreifend gewandelt. Auch beim Verkehr ist die Änderung merkbar: Links und rechts des Donaukanals verlaufen mehrspurige Straßen, die stark zu Entwertung der umliegenden Gegend beitragen. Die Belastung durch den Pkw-Verkehr ist extrem hoch.
Bis heute sind übrigens die allermeisten Altbauten in der Umgebung weder durch Schutzzonen noch Denkmalschutz gegen Abrisse geschützt. So kamen Abbrüche am Donaukanal auch in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer wieder vor (Obere Donaustraße 67A, Obere Donaustraße 61, Radetzkystraße 24-26, Franz-Josefs-Kai 49). Sie wären alle zu verhindern gewesen.
Links, Fotos
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