Pfeilgasse: Mehr Grün und mehr Platz für einen Schulvorplatz

Der Platz vor der Schule in der Pfeilgasse im 8. Bezirk wurde umgestaltet. Es gibt jetzt neue Bäume und Grünflächen, viele Sitzgelegenheiten und mehr Platz für alle. Der Asphalt wurde entfernt.

Das Beispiel zeigt, wie mit einfachen Mitteln eine deutliche Aufwertung des öffentlichen Raums gelingen kann. Ein Vorbild für viele andere Straßen und Plätze.

links parkende Autos, rechts Grünflächen und verkehrsberuhige Fläche
Der Platz vor der Schule in der Pfeilgasse wurde umgestaltet.

Vorher: Asphalt, Parkplätze, schmaler Radweg

Die Josefstadt hat zwei Seiten: Ein Bezirk der kurzen Wege, voller historischer Architektur, mit vielen Geschäften, Lokalen und kleinen Unternehmen und das alles in ausgezeichneter Innenstadtlage. Andererseits ist der Achte aber auch ein Bezirk mit extrem wenigen Grünflächen und Bäumen, viel Asphalt und vielen unattraktiven öffentlichen Räumen. Für parkende und fahrende Autos werden weite Flächen bereitgestellt. Dass der 8. Bezirk ein Hitzepol ist, verwundert nicht.

Die mangelnde Begrünung und die Schieflage in der Verteilung der öffentlichen Flächen sind auch ein Resultat politischer Prioritäten und Entscheidungen. Frühere Bezirksvorstehungen und Stadtregierungen haben über viele Jahre hinweg viel zu wenig in Begrünung und den öffentlichen Raum investiert. (Politisch zuständig für den öffentlichen Raum sind die Bezirke, für größere Umbauten braucht es aber Geldmittel aus dem Rathaus.)

Der Platz vor der Volks- und Mittelschule war vor allem als Abstellfläche für Autos genutzt (Lehrer-Parkplatz und Parkplätze auf der Straße). Sitzbänke fehlten, die vorhandene Begrünung beschränkte sich auf die Umgebung des Parkplatzes.

Schule, Gemeindebau, parkendes Auto, Motorrad, Fahrbahn, Josefstadt
Platz vor der Volks- und Mittelschule - vor der Umgestaltung (Foto: 2020)

In einem kurzen Abschnitt der Pfeilgasse gibt es schon länger einige Bäume und Grünflächen. Problematisch war jedoch der schmale Radweg, der dem in den letzten Jahren gestiegenen Radverkehr nicht mehr angemessen war.

Neu: Bäume, Grünflächen, Platz für alle

2022 wurde ein Teil der Pfeilgasse umgestaltet. Neun neue Bäume wurden gepflanzt, mehr Grünflächen eingerichtet und zahlreiche Sessel und Bänke aufgestellt. 2700 m² Asphalt sind durch eine helle Pflasterung und Grünflächen ersetzt worden. Das ist nicht nur ein ästhetischer Gewinn, sondern auch positiv für das Mikroklima (weniger Hitze).

Die Umgestaltung wurde initiiert von Bezirksvorsteher Martin Fabisch (Grüne) und mit Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) umgesetzt.

Auch der kleine Lisette-Model-Platz wurde neugestaltet. Gehsteig und Radweg wurden voneinander getrennt und neue Sitzgelegenheiten aufgestellt.

Die große Kunst der kleinen Transformation

Die Fläche vor der Volks- und Mittelschule wurde großzügig umgebaut. Die Parkplätze im öffentlichen Raum und auf dem Schulgelände wurde alle entfernt. So haben nun Sitzgelegenheiten, Bäume und Radständer Platz. Für die Schulkinder ergibt sich auch ein Sicherheitsgewinn – immerhin sind Kinder kleiner, als durchschnittliche Autos hoch sind. Die möglichen Gefahren sind bekannt.

Die Entfernung von Asphalt und das Fahrverbot für Kfz haben in der dicht bebauten Josefstadt einen neuen Platz für alle geschaffen. Der soziale Aspekt ist entscheidend: Es handelt sich nämlich um eine öffentliche Fläche, die von allen kostenlos genutzt werden kann. So haben auch jene Personen mehr Platz, die keine große Wohnung, einen Balkon oder einen Zweitwohnsitz ihr eigen nennen.

Durch das Fahrverbot für Kfz – Ausnahme: Zufahrt zu Garagen – ist die Fläche nun für alle gefahrlos nutzbar.

Pfeilgasse vor und nach der Umgestaltung, Wien-Josefstadt
2022 vs. 2023

Auch der Gehsteig vor der Grünfläche wurde verbreitert und gepflastert, Sitzbänke wurden aufgestellt:

Pfeilgasse bei der Stolzenthalergasse, links vor der Umgestaltung, rechts nach der Umgestaltung
2022 vs. 2023

Von oben ist zu sehen, was sich alles geändert hat. Die erste Aufnahme ist ein Luftbild, das die Gasse vor der Umgestaltung zeigt. Darunter ist der Plan, der dem Umbau zugrunde liegt.

Verkehrsberuhigung ist sinnvoll

Wird über Begrünung und Verkehrsberuhigung im öffentlichen Raum gesprochen, geht es oft große Straßen und Plätze (z.B. Mariahilfer Straße, Neubaugasse). Doch einen ebenso großen Effekt können kleine Umgestaltungen haben, die Bewohnern vor Ort Verbesserungen bringen – auch abseits touristisch und kommerziell geprägter Gebiete. Die Umgestaltung in der Pfeilgasse ist ein solches Beispiel, das sich so oder so ähnlich vielerorts wiederholen ließe. Dafür braucht es die politische Initiative der Bezirke (zuständig: Bezirksvorstehung) und Unterstützung aus dem Rathaus (zuständig: Planungsressort).

Gut dokumentiert sind jedenfalls die Vorteile, die durch Umgestaltung und Verkehrsberuhigung erreicht werden können (siehe Artikel):

  1. Verkehrsberuhigung ist sozial: Werden die für den Kfz-Verkehr reservierten Flächen reduziert, kann der öffentliche Raum besser von den Bewohnern der umliegenden Häuser genutzt werden. So haben auch Menschen mit kleinen Wohnungen und wenig Einkommen mehr von der Stadt.
  2. Verkehrsberuhigung schafft mehr Platz für andere Nutzungen: breitere Gehsteige, Bänke, Radwege, Begrünung usw.
  3. Langsamer ist besser: In verkehrsberuhigten Straßen und bei Tempo 30 gibt es weniger Verkehrslärm, die Verkehrssicherheit ist höher.
  4. Umgestaltungen sind beliebt
  5. Umgestaltete und begrünte Straßen und Plätze sind schöner.
  6. Schutz gegen Hitze: Weniger Platz für Pkw bedeutet meist auch weniger Asphalt und mehr Platz für Bäume und Begrünung.
  7. Verkehrsberuhigung lohnt sich: der Umsatz von Geschäften steigt, der Leerstand ist geringer. (Nur eine kleine Minderheit der Kunden kommt mit dem Auto, die allermeisten kommen zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.)
  8. Radfahren wird attraktiver, wenn der motorisierte Verkehr nicht mehr überall privilegiert wird. Und Radfahren ist kostengünstig, platzsparend und positiv für die lokale Wirtschaft.

Grünflächen haben auch eine Bedeutung für die Gesundheit, wie eine niederländische Studie von 2006 nahelegt:

Der Anteil an Grünflächen am Wohnumfeld von Menschen steht in positivem Zusammenhang mit der wahrgenommenen allgemeinen Gesundheit der Bewohner. Grünflächen scheinen mehr zu sein als bloßer Luxus. Daher sollte der Schaffung von Grünflächen eine zentralere Stellung bei der Planung des öffentlichen Raums gegeben werden.

Kontakte zu Stadt & Politik

www.wien.gv.at
post@bv08.wien.gv.at
+43 1 4000 08110

Die Bezirksvorstehungen sind die politischen Vertretungen der einzelnen Bezirke. Die Partei mit den meisten Stimmen im Bezirk stellt den Bezirksvorsteher, dessen Aufgaben u.a. das Pflichtschulwesen, die Ortsverschönerung und die Straßen umfassen.

Die Bezirksvertretungen sind die Parlamente der Bezirke. Die Parteien in den Bezirksvertretungen werden von der Bezirksbevölkerung gewählt, meist gleichzeitig mit dem Gemeinderat. Jede Partei in einem Bezirk kann Anträge und Anfragen stellen. Findet ein Antrag eine Mehrheit, geht er als Wunsch des Bezirks an die zuständigen Stadträte im Rathaus. (Die Reihung der Parteien orientiert sich an der Anzahl der Sitze in der Bezirksvertretung im November/Dezember 2020.)
+43 1 4000 81261
 
Vizebürgermeisterin und Stadträtin Kathrin Gaál untersteht die Geschäftsgruppe Wohnen. Zu dieser gehören u. a. die Baupolizei (kontrolliert die Einhaltung der Bauvorschriften u. dgl.), Wiener Wohnen (Gemeindewohnungen) und der Wohnfonds (Fonds für Neubau und Sanierung).

(Die Reihung der Parteien orientiert sich an der Anzahl der Mandate im November 2020.)

Siehe auch

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