Das schmucke Gründerzeithaus in der Pezzlgasse 28, beim Pezzlpark, wurde vor 1900 errichtet. Es trug noch bis zum Abriss die komplett erhaltene Fassade. Auch eine Figur ist am alten Foto zu sehen, vielleicht eine Heiligenstatue.
Der Abriss erfolgte irgendwann zwischen 1998 und 2014. Eine Schutzzone für das alte Haus galt nicht. Auch eine an den Altbau angepasste Geschoßzahl für den Bauplatz war nicht eingerichtet worden. Beides hat den Abriss lukrativ gemacht: Viele neue Geschoße, minimale Gestaltung. Eine vor allem in den Außenbezirken typische Entwicklung.
Der Neubau erstreckt sich über zwei Parzellen. Die äußere Gestaltung ignoriert die tendenziell kleinteilige Bebauung in der Umgebung. Variation findet sich in der Fassade kaum. Keine der architektonischen Formen geht auf das Umfeld ein. Eine nachhaltig attraktive Gestaltung stand offenbar nie im Vordergrund (und wird auch von den Behörden nicht eingefordert). Auch hochwertige Materialien (Holz, Stein, Sichtziegel, Klinker) sind nicht verwendet worden.
Eine bessere Lösung wäre es gewesen, den Altbau zu sanieren und das leere Grundstück nebenan neu zu bebauen. Der Neubau hätte sich in seiner Gestaltung am Altbau orientieren können (und sei es bloß durch die Form der Fenster). Dadurch wäre die nun entstandene Monotonie verhindert worden.
Vom Altbau hat sich nur dieses eine Foto in der Datenbank der Stadt Wien finden lassen. In der Datenbank ist auch ein Eintrag, der als Baujahr 1875 angibt. Der Fensterverdachung nach könnte das durchaus zutreffen.
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