Nach dem Abbruch eines Supermarkts in der äußeren Mariahilfer Straße wurde ein Neubau errichtet. Das Gebäude ist äußerlich eine Kopie des nebenliegenden Altbaus. Es erfolgte eine Anpassung an das örtliche Häuserensemble – eine Seltenheit in Wien. Dennoch erscheint das Resultat nicht ganz stimmig.
Neubau mit Altbau-Fassade
Auf der Adresse Mariahilfer Straße 137 standen früher zwei Gebäude: links ein eingeschoßiger Supermarkt, rechts ein wohl mehrfach umgebauter Altbau. Der Supermarkt wurde 2022 oder 2023 abgerissen. Im Altbau hatte bis etwa 2020 das Hostel Wombat’s geöffnet. Danach stand das Gebäude, soweit von außen erkennbar, leer. Seit einiger Zeit tut sich aber wieder etwas. Auf der Webseite der Firma vietrust GmbH ist von einem Wohnprojekt zu lesen, das hier entwickelt wird.
Die Fenster des Altbaus wurden alle entfernt und durch neue Fenster ersetzt, die nicht recht zum Gebäude passen.
Im November 2024 (Foto unten) war das Gerüst bereits verschwunden. Der Neubau macht den Eindruck eines umgebauten und veränderten Altbaus.
Hintertrakt: Abriss und Neubau
Die Liegenschaft erstreckt sich bis in die parallel verlaufende Robert-Hamerling-Gasse. Das dortige Bestandsgebäude wurde abgebrochen, ein Neubau wird errichtet.
Auffällige Feinheiten
Beim Altbau in der Mariahilfer Straße 137 fallen einige Punkte auf:
- Die 2024 eingebauten Fenster wirken für einen Altbau eigenartig. Typische Altbau-Fenster sehen anders aus.
- Die Fassade scheint nicht mehr im Ursprungszustand zu sein. Es fehlen wahrscheinlich gliedernde Elemente (Gurtgesims, Detaillierung um die Fenster).
- Die Erdgeschoßzone wurde vermutlich mehrmals umgebaut. Waren hier einmal Schaufenster mit Holzrahmung oder dergleichen?
Die schon vor längerer Zeit (Jahre? Jahrzehnte?) erfolgte Aufstockung tut dem Altbau keinen Gefallen. Es wird kein Bezug zur darunterliegenden Fassade samt Fensterraster hergestellt.
In Summe entsteht durch den am Altbau orientierten Neubau eine seltsame Situation: Der Neubau sieht wie ein Altbau aus, der aber selbst wohl nicht mehr ganz im Zustand eines Altbaus ist. Die später erfolgten Umbauten wurden dupliziert, ohne die grundsätzliche Frage zu stellen, wie eine originalgetreue Rekonstruktion aussehen hätte können. Oder wird an der Fassade noch etwas geändert? Vorbilder für Wiederherstellungen von Altbau-Fassaden gibt es jedenfalls (siehe hier).
Wie hat das Haus einst ausgesehen?
Historische Aufnahmen, die den Zustand des Hauses zur Jahrhundertwende oder zumindest vor dem Zweiten Weltkrieg zeigen, ließen sich bisher nicht finden. Werden die nebenliegenden, ähnlich hohen und wohl auch ähnlich alten Häuser betrachtet, lässt sich vielleicht erahnen, welchen Dekor das Haus einst trug.
Das nebenliegende Haus (siehe Foto unten) ist reich dekoriert. Der Dekor entspricht dem Historismus. Demnach ist das Haus aus dem späten 19. Jahrhundert oder die Fassade eines älteren Hauses wurde irgendwann mit neuem Dekor versehen. Ob auch Haus Nr. 137 einmal so ähnlich ausgesehen hat? Zumindest das Gesims (waagrechtes Element unter den Dachfenstern) könnte darauf hindeuten.
Ähnlichkeiten könnten auch zu zwei weiter stadtauswärts liegenden Häusern bestanden haben. Vor allem der zurückhaltende Dekor um die Fenster beim Haus Mariahilfer Straße 141 (erstes Foto unten) ist aufschlussreich. Hatte Nr. 137 auch einmal eine solche Fassade? Die noch erhaltenen Ornamentreste könnten darauf hindeuten.
Auf zwei Schrägluftaufnahmen aus der Nachkriegszeit sind der Altbau und das eingeschoßige Gebäude zu erkennen:
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