Laat: Schöne Einkaufsstraße in Alkmaar (Niederlande)

Im Zentrum von Alkmaar, einer Stadt mit rund 112.000 Einwohnern nördlich von Amsterdam, wurde eine Einkaufsstraße neugestaltet. De Laat zeichnet sich durch viel Begrünung, viel Platz für Fußgänger und eine hohe Qualität in der Detailgestaltung aus. Ein Vorbild auch für Städte in Österreich.

de Laat, verkehrsberuhigte Straße, Kirchturm
Die Einkaufsstraße de Laat im niederländischen Alkmaar wurde umgestaltet. (Foto: 2024)

Neugestaltung 2020-2023

Städte in den Niederlanden sind bekannt für ihre progressive Verkehrsplanung und die freundliche und auf Radfahrer und Fußgänger zugeschnittene Gestaltung von öffentlichen Räumen. Ein Beispiel findet sich im Stadtzentrum von Alkmaar, wo mit de Laat eine lange Einkaufsstraße eine Modernisierung erhielt. Dabei wurden 60 neue Bäume gepflanzt.[1] Zwischen 11 und 17:00 ist die Straße eine reine Fußgängerzone, also für den Radverkehr gesperrt.[2] Das planende Architekturbüro über die Umgestaltung: 

De Laat litt unter Leerstand, einem minderwertigen öffentlichen Raum und war weitgehend gepflastert, was zu Hitzestress führte. Außerdem war die Straße anfällig für Überschwemmungen. (…) Ziel der Umgestaltung war es, ein nachhaltiges, gesundes und lebenswertes Stadtzentrum zu schaffen, das sich an das Klima anpassen und auf die sich ändernden Bedürfnisse des Einzelhandels reagieren kann. [1]

Aus Wiener Sicht fallen etliche Punkte auf:

  • Fußgänger haben viel Platz.
  • In den Erdgeschoßen sind durchgehende Geschäftsflächen eingerichtet, sodass es nicht zu langen kahlen bzw. monotonen Abschnitten kommt (also kein Vorbeigehen an abweisenden Erdgeschoßfassaden).
  • Der Bodenbelag ist aus einem hochwertigen Material und farblich attraktiv.
  • Die Grünflächen erhalten viel Raum – aber nicht so viel, dass dadurch der Fußgängerverkehr behindert würde.
  • Zur Straßenbeleuchtung sind Laternen in historischen Design (oder alte Originale?) aufgestellt.
Straße in Alkmaar
Was macht die Einkaufsstraße attraktiv? (Foto: Georg Scherer)

Begrünung

Zu den bereits zuvor vorhandenen Bäumen kamen bei der Neugestaltung große Grünflächen dazu:

Die Begrünung trägt auch zum Hochwasserschutz bei. Die großzügigen, abgesenkten Pflanzflächen mit Bäumen und niedriger Vegetation spielen hier eine wichtige Rolle. Außerdem fällt die Straße in der Breite ab, eine Rinne mit Brunnen in der Mitte der Straße leitet das Regenwasser ab. [3]

Bodenbelag

Die Oberflächen sind durchgehend gepflastert, Asphalt ist nicht verlegt. Hochwertig und organisch gerundet sind die Umfassungen der Pflanzenbeete.

Sitzgelegenheiten

Über die Straße verteilt sind etliche Sitzgelegenheiten aufgestellt.

Laat im Wandel der Zeit

Die Straße hat sich seit dem frühen 20. Jahrhundert stark verändert – sowohl in Bezug auf den Gebäudebestand, als auch hinsichtlich Nutzung, Verteilung und Gestaltung des öffentlichen Raums. Einen singulär schweren Verlust stellt der 1985 erfolgte Abriss der Sint-Dominicuskerk dar. Von der im 19. Jahrhundert erbauten Kirche ist nur noch ein Turm geblieben, der Bauplatz wurde ausgerechnet für die Errichtung eines Einkaufszentrums herangezogen.

altes und neues Foto von de Laat
1910 vs. 2024 (Foto links: Bouw- en Woningtoezicht Alkmaar, collectie Regionaal Archief Alkmaar, RAA-GLAS-000924; rechts: Georg Scherer)

Früher gehörte de Laat mehrheitlich dem motorisierten Individualverkehr. Danach hat sich das geändert.

Straße, Autos, Geschäfte, Reklame
Laat im Jahr 1991 (Foto: J. Elsinga, collectie Regionaal Archief Alkmaar, RAA011003742)

Zwischen den 1970ern (Foto unten links) und der Zeit kurz vor der Neugestaltung (Foto unten rechts) ist bereits ein deutlicher Schritt weg vom Kfz zu sehen.

Einkaufsstraße in Alkmaar
1971 vs. 12.4.2020 (Foto links: Provincie Noord-Holland, Collectie Regionaal Archief Alkmaar, RAA011003736; rechts: Regionaal Archief Alkmaar, collectie Regionaal Archief Alkmaar, NL-AmrRAA_1527_2020-10_0029)

Die folgende Fotostrecke zeigt Gegenüberstellungen von Fotos aus den 1950ern bis 1980ern mit Aufnahmen von 2024.

Auf den Fotos unten ist links jeweils der Zustand vor, rechts nach der Umgestaltung zu sehen.

Links

WienSchauen.at ist eine unabhängige, nicht-kommerzielle und ausschließlich aus eigenen Mitteln finanzierte Webseite, die von Georg Scherer betrieben wird. Ich schreibe hier seit 2018 über das alte und neue Wien, über Architektur, Ästhetik und den öffentlichen Raum.

Wenn Sie mir etwas mitteilen möchten, können Sie mich per E-Mail und Formular erreichen. WienSchauen hat auch einen Newsletter:

Nach der Anmeldung erhalten Sie ein Bestätigungsmail.