Esteplatz: Asphalt und Beserlpark

Der Esteplatz – gelegen nahe Landstraßer Hauptstraße und Wien Mitte – ist mehr Restfläche als Platz. Seine Gestaltung beschränkt sich auf rissige Asphaltflächen, Parkplätze und kleine Grüninseln. Ein echter Stadtplatz sieht anders aus.

Platz in Wien, Asphalt, Verkehrszeichen, Häuser, Fahrräder, Autos
Esteplatz im Bezirk Landstraße (Foto: Dezember 2024)

Kleiner Platz im dichten Wien

Der Esteplatz liegt im gründerzeitlichen Teil des 3. Bezirks, nur wenige Gehminuten von der Inneren Stadt entfernt. Viele gut erhaltene Altbauten in hoher baulicher Dichte prägen das Grätzl. Der Versiegelungsgrad im öffentlichen Raum ist teils hoch, Straßenbäume fehlen vielerorts. Aber bei weitem nicht alles ist grau, denn in der Umgebung finden sich einige Parkanlagen und begrüne Ecken.

Karte
Esteplatz und Umgebung (Karte: © ViennaGIS)

Die Grafik unten zeigt die Verteilung der Verkehrsflächen am Esteplatz. Die Fußgängerbereiche – Gehsteige und Flächen in der Mitte – sind durch Straßen voneinander getrennt. In der Mitte befinden sich Grünflächen. Ein Park, wie der angrenzende Czapkapark, ist der Esteplatz nicht. Er könnte aber ein kleiner Stadtplatz sein.

Karte eines Platzes in Wien-Landstraße
Verkehrsflächen am Esteplatz (Kartenbasis: © ViennaGIS)

In Wien tut man sich mit klassischen Plätzen schwer. Bei Umgestaltungen geht es oft um Begrünung oder die Schaffung und Erweiterung von Parks. Auszusetzen ist daran nichts. Aber die Kunst der Platzgestaltung meint mitunter etwas anderes – und zwar den Platz als urbanen Ort der Begegnung, des Verweilens und auch (aber nicht nur) der kommerziellen Nutzung. Der typische europäische Stadtplatz ist weder Straße noch Park.

Platz mit Bäumen in der Mitte
Foto: 2020

Mehr Straße als Platz

Der Esteplatz ist aktuell nicht viel mehr ein bloßes Nebeneinander. An den Rändern Gehsteige, in der Mitte einige autofreie und Grünflächen, dazwischen Fahrbahnen und Parkplätze. Hier kommuniziert nichts, hier ist nichts harmonisch. Der graue Asphalt trägt sein Übriges zum Gesamtbild bei.

Platz in Wien, Kunstwerke, Bäume, Autos, alte Häuser
Foto: 2024

Von 2022 bis 2027 sind Skulpturen des Künstlers Franz West am Esteplatz aufgestellt.

Der öffentliche Raum will so gar nicht zu den prachtvollen Altbauten passen. Auflockernd wirken immerhin die Bäume.

Ein Beispiel für eine funktionierende Erdgeschoßnutzung ist eine neapolitanische Trattoria, zu der ein Gastgarten mit Pavillon gehört.

Wie könnte der Platz umgestaltet werden?

Soll am Status quo etwas geändert werden? Wenn die Antwort in Richtung ja tendiert, hängt eine Umgestaltung an zwei Voraussetzungen: Die Bezirkspolitik muss zu größeren Veränderungen bereit sein und die Wünsche von Bürgerinnen und Bürgern müssen mittels Beteiligung erhoben werden.

Die Bezirksvorstehungen gehen mit dem öffentlichen Raum in ihren Bezirken höchst unterschiedlich um. Während etwa Neubau und Rudolfsheim-Fünfhaus sehr progressiv agieren und Umgestaltungen vorantreiben, sieht es in der Landstraße bislang eher mau aus. Vielleich gibt man sich aber doch einmal einen Ruck gibt. Hier ein paar Ideen zum Esteplatz:

  • Entfernung der Durchfahrt durch die Platzmitte
  • Verbindung und Vergrößerung der Grünflächen zu einem langen grünen Band
  • Reduktion der Kfz-Flächen (Fahrbahnen, Parkplätze) auf das nötige Minimum, Vergrößerung der autofreien Flächen
  • Einheitliches Höhenniveau für den gesamten Platz (keine Trennung in Fahrbahnen und Gehsteige)
  • Einheitliche Pflasterung mit Natursteinen
  • Aufstellen von Sitzbänken – im besten Fall typische Wiener Parkbänke, anstatt immer neuer Designexperimente
  • Begrünung durch weitere Bäume, auch vor den Gebäuden
  • Maßvolle Entsiegelung – aber nicht zu viel, um den Platzcharakter noch zu bewahren (ein Park befindet sich nebenan)
  • Aufstellen von attraktiven Straßenlaternen (Modell Maiglöckchen?)
  • Festlegung einer abgegrenzten Fläche für temporäre Marktstände
  • Aktivierung nicht genutzter Erdgeschoßlokale

Als Vorbild kann der Sobieskiplatz im 9. Bezirk dienen (siehe Foto unten).

Sobieskiplatz in Wien-Alsergrund, Gründerzeithäuser, Bäume, Begrünung, Pflasterung
Sobieskiplatz: So lebenswert kann der öffentliche Raum sein. (Foto: 2019)

Kontakte zu Stadt & Politik

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Die Bezirksvorstehungen sind die politischen Vertretungen der einzelnen Bezirke. Die Partei mit den meisten Stimmen im Bezirk stellt den Bezirksvorsteher, dessen Aufgaben u.a. das Pflichtschulwesen, die Ortsverschönerung und die Straßen umfassen.

+43 1 4000 81261
 
Vizebürgermeisterin und Stadträtin Kathrin Gaál untersteht die Geschäftsgruppe Wohnen. Zu dieser gehören u. a. die Baupolizei (kontrolliert die Einhaltung der Bauvorschriften u. dgl.), Wiener Wohnen (Gemeindewohnungen) und der Wohnfonds (Fonds für Neubau und Sanierung).

(Die Reihung der Parteien orientiert sich an der Anzahl der Mandate im November 2020.)

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