Den Haag: Plätze im Wandel der Zeit

Dieser Artikel zeigt, wie sich einige Plätze in der niederländischen Stadt Den Haag im Laufe der Jahrzehnte verändert haben. Mit Fotos vom späten 19. Jahrhundert bis heute. Der Fokus liegt auf dem öffentlichen Raum.

Grote Markt

Der ehemalige Marktplatz liegt im Zentrum Den Haags. Lange Zeit fungierte er als Parkplatz, heute ist er eine Fußgängerzone, die nahtlos mit angrenzenden verkehrsberuhigten Straßen verbunden ist.

An der Stelle des Grote Markt befand sich vor der Reformation das St.-Elisabeth-Kloster. Dieses Frauenkloster brannte 1584 ab, und nachdem die dazugehörigen Gebäude, die verschont geblieben waren, nach der Auflösung der Klöster verkauft und abgerissen worden waren, wurde der offene Platz 1614 in einen Markt verwandelt. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurde hier montags und freitags Markt gehalten. [1]

Einen Markt gibt es auf dem Platz heute nicht mehr. Der Platz dient heute vor allem als Fläche für die Gastgärten der umgebenden Restaurants.

Seit vielen Jahrzehnten stehen Bäume auf dem Platz. Die kleinen Gebäude, die noch auf älteren Aufnahmen zu sehen sind, gibt es heute nicht mehr. Der Platz gehört heute den Fußgängern und ist durch die angrenzende Einkaufsstraße (Grote Marktstraat) sehr belebt. 

Die Häuserzeile auf dem Foto unten hat sich in den 71 Jahren, die zwischen den Aufnahmen liegen, nicht viel verändert. Der öffentliche Raum umso mehr.

Viel verändert hat sich an jener Stelle, wo der Grote Markt und die Prinsegracht aufeinandertreffen (Fotos unten). Die Straßenbahn fährt an dieser Stelle heute unterirdisch, für Kfz besteht noch eine Zufahrt zu einer Parkgarage.

Kerkplein

Der Platz neben der im 14. bis 16. Jahrhundert erbauten Grote Kerk („Große Kirche“).

Plaats

In der Nähe des niederländischen Parlaments (Binnenhof) gelegen. Der Platz war schon shared space und dann Parkplatz, bevor er zur Fußgängerzone geworden ist. Ein bedeutendes Bauwerk ist die Gevangenpoort (mit Turm und Durchgang), ein Überrest einer Befestigungsanlage aus dem 13. Jahrhundert. Das kleine Gebäude daneben wurde in den 1920ern abgebrochen.

Früher wurde der Platz für das Abstellen von Fahrzeugen genutzt.

Die umgebende Bebauung hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert.

Die daneben verlaufende Straße wurde an die Gestaltung des Platzes angepasst – ohne Gehsteigkanten und ohne Asphaltfahrbahn (Foto unten).

Der Autoverkehr spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Straßenbahn fährt wie vor über hundert Jahren am Platz vorbei.

In der Mitte des Platzes steht die Statue von Johan de Witt, einem Staatsmann der Republik der Vereinigten Niederlande im 17. Jahrhundert. Früher war um die Statue eine Art Kreisverkehr eingerichtet.

Buitenhof

Ein Platz, der Teil des ehemaligen Hofgeländes um den Binnenhof war.[2]

In der Mitte des 20. Jahrhunderts diente der große Platz als Parkplatz. Bis heute erhalten ist der aus den 1920ern-Jahren stammende Kiosk in der Mitte, erbaut in kubistisch-expressionistischem Stil.[8]

In der Mitte des Platzes gibt es eine umzäunte Abstellfläche für Fahrräder. Heute wie früher fahren Straßenbahnen über den Platz.

Die Aufnahmen unten zeigen den Platz mit Blick auf den Binnenhof.

Die geschäftige Straße, die am Buitenhof vorbeiführt, ist durch zahlreiche Verkehrsberuhigungsmaßnahmen heute im Vergleich zu früher wahrscheinlich stark entlastet.

Die drei Fotos unten bieten eine Perspektive in Richtung Binnenhof.

Beim nächsten Vergleich fällt nicht nur die Wirkung der Verkehrsberuhigung ins Auge, sondern auch die Detailgestaltung der Straßenoberfläche.

Auf den Fotos unten zu sehen ist links der Vijverhof, erbaut im 17. Jahrhundert, der heute vom nahen Regierungszentrum genutzt wird. Rechts daneben ist die Gevangenpoort:

[I]m Jahr 1280 bildete dieses Gebäude das imposante Haupttor zum Schloss der Grafen von Holland, das heute als Binnenhof bekannt ist. Im 15. Jahrhundert (…) wurde dieses Tor (…) auch zum Gefängnis. Hier wurden säumige Schuldner eingesperrt und mutmaßliche Verbrecher warteten auf ihren Prozess. (…) Seit 1882 ist die Gevangenpoort ein Museum. [7]

Blick vom Hofweg über den Buitenhof in Richtung Plaats:

Binnenhof

Ein Gebäudekomplex im Stadtzentrum, der unter anderem das niederländische Parlament beherbergt.

Ursprünglich war der von Mauern und Toren umgebene Hof um die um 1250 erbaute gräfliche Burg herum angelegt, die heute als „Ridderzaal“ [Rittersaal] bekannt ist. Durch das „Stadholder-Tor“ ist er mit dem Buitenhof verbunden. [3]

Der Binnenhof ist ein rechteckiger Gebäudekomplex, der in der niederländischen Geschichte eine bedeutende Rolle gespielt hat:

Zur Zeit der Republik der Vereinigten Niederlande (1583-1798) befand sich hier das Statthalterviertel. Ab 1583 tagten hier die Staaten von Holland und Westfriesland und ab 1588 die Generalstaaten. Auch nach der Unabhängigkeit (1813) und der Gründung des Königreichs (1815) war der Binnenhof das Zentrum der niederländischen Politik. (…) Früher gab es drei Grachten [=Kanäle] rund um den Platz, die heute zugeschüttet oder überdeckt sind. [6]

1983 wurde der Binnenhof autofrei, die parkenden Autos wanderten in die Garage unter dem nahegelegenen Platz (siehe weiter unten).[5]

Durch den Binnenhof führte einst eine Straßenbahnlinie, später diente die Fläche vor dem Rittersaal als Parkplatz.

Neben der Grenadierspoort genannten Tor (Fotos unten) befindet sich das Gebäude Torentje:

Seit 1982 ist das Torentje ständiger Sitz des Premierministers. (…) Das achteckige Gebäude am Haager Hofvijver wird erstmals in einer Chronik aus dem Jahr 1354 erwähnt (…) Het Torentje befand sich ursprünglich am Rande des Binnenhofs als Sommerpavillon für die Grafen von Holland. Es war durch eine Zugbrücke mit dem gräflichen Garten verbunden. [6]

Plein

Der Platz um die Statue des Staatsmanns und Feldherrn Wilhelm von Oranien (1533-1584) befindet sich neben dem Binnenhof und nahe dem berühmten Mauritshuis – einem Kunstmuseum, in dem das Gemälde „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ von Jan Vermeer hängt.

Die Ränder des Platzes sind begrünt, die Mitte ist eine weite gepflasterte Fläche. Im Hintergrund (siehe Foto unten) sind im Rahmen der Entwicklung um den Hauptbahnhof zahlreiche Hochhäuser entstanden, die das ältere Stadtbild auf eine interessante Weise ergänzen.

Aus dem Archiv der Stadt:

Ehemals Kohlgarten des gräflichen Schlosses, kurz nach 1631 als Stadtplatz angelegt; später diente er auch als Paradeplatz, auf dem der Appell für die Wache abgehalten wurde. (…) Um 1900 der Platz, an dem viele Straßenbahnlinien ihren Ausgangs- und Endpunkt hatten. Dann lange Zeit Parkplatz, aber dank des Baus einer Tiefgarage seit 1981 wieder begehbar und für die Durchführung von Open-Air-Veranstaltungen genutzt. [4]

Von der Nutzung als oberirdischer Parkplatz mit Straßen an den Platzrändern ist heute nichts mehr zu sehen.

Die Straßenbahn fährt heute nicht mehr über den Platz bzw. daran vorbei.

Quellen

Fotos

WienSchauen.at ist eine unabhängige, nicht-kommerzielle und ausschließlich aus eigenen Mitteln finanzierte Webseite, die von Georg Scherer betrieben wird. Ich schreibe hier seit 2018 über das alte und neue Wien, über Architektur, Ästhetik und den öffentlichen Raum.

Wenn Sie mir etwas mitteilen möchten, können Sie mich per E-Mail und Formular erreichen. WienSchauen hat auch einen Newsletter:

Nach der Anmeldung erhalten Sie ein Bestätigungsmail.