Die ehemalige Post- und Telegraphendirektion, die bis heute als Amtsgebäude genutzt wird, ist seit vielen Jahren in einem renovierungsbedürftigen Zustand. Bereits 2009 war eine Sanierung geplant, die aber nie ausgeführt wurde.
Historisches Amtsgebäude
Das Amtsgebäude in der Hetzgasse 2 steht im Schatten zweier weiterer Bundesgebäude in der Hinteren Zollamtsstraße. An der Ecke zur Radetzkystraße erhebt sich ein in den 1980er errichtetes Amtsgebäude mit ausdrucksstarker postmoderner Formensprache, das seit 2024 unter Denkmalschutz steht. Daneben, entlang der Hinteren Zollamtsstraße, liegen das Bundesrechenzentrum und das Bundesfinanzgericht, die in einem von 2009 bis 2012 sanierten und umgebauten Gebäudekomplex aus den 1970ern untergebracht sind.
Wesentlich älter ist das Amtsgebäude, um das es in diesem Artikel geht. Es ist aus dem frühen 20. Jahrhundert und im Stil des Historismus gehalten. Das Gebäude ist schon sichtlich in die Jahre gekommen, die letzte Renovierung dürfte schon Jahrzehnte zurückliegen. Genutzt wird es von einem Bundesministerium.
Das Gebäude steht im Besitz der ARE (Austrian Real Estate), die zur BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) gehört. Die BIG wiederum ist zu 100% im Besitz der Republik Österreich. Sie ist für Bau, Erhalt und Sanierung von Bundesgebäuden zuständig, darunter auch Bundesschulen und Universitäten. Die ARE ist auch am „normalen“ Immobilienmarkt tätig, wo sie unter anderem Wohnbauten im gehobenen Segment errichtet.
Fassade schadhaft
Seit vielen Jahren sind Schäden an der Fassade zu sehen. Der Fassadendekor ist an etlichen Stellen heruntergebrochen und nicht ersetzt worden. Wie es im Inneren aussieht, ist nicht bekannt.
Auch für Gebäude im Staatsbesitz gilt die Erhaltungspflicht nach Wiener Bauordnung. 2023 wurde diese zuvor oft zahnlose Bestimmung verschärft. Seither sind spekulative Abbrüche aufgrund mehr oder minder gezielten Verfallenlassens seltener geworden.
Architekturwettbewerb mit Sanierungsprojekt
2009 schien eine Sanierung in Reichweite. Ein Architekturwettbewerb wurde abgehalten, als Gewinner gingen BEHF Ebner Hasenauer Ferenczy ZT GmbH hervor. Das Wiener Architekturbüro über sein Projekt:
Die Fassade wird behutsam saniert, Ausbesserungen können schwach ablesbar bleiben. Das Gebäude wird in einem dezenten Elfenbein-Farbton gestrichen, die Fensterrahmen erhalten einen taubenblauen Anstrich. Die monolithische Gewichtigkeit des Gebäudebestands soll bewahrt werden. Das bestehende straßenseitige Dachgeschoss mit seinen unterschiedlichen Höhen wird auf eine einheitliche niedrigere und durchgehende Traufenhöhe abgesenkt. Damit wird die Dachlandschaft des an sich bereits durch seine Rundecke kraftvollen Gebäudes beruhigt und elegant. [1]
Ausgeführt wurde das Bauprojekt bis heute nicht.
Wo bleibt die Sanierung?
Auch über fünfzehn Jahre nach Abhaltung des Architekturwettbewerbs hat sich am Zustand des Gebäudes – zumindest der Fassade – nichts geändert. Ende 2024 war wieder ein Gerüst zu sehen, das offenbar als Schutz vor herabfallenden Fassadenteilen dient. Ein solches Gerüst war auch schon früher aufgestellt gewesen.
Historisches Amtsgebäude
Was heute alt erscheint, war einst neu und modern. Anlässlich der bevorstehenden Fertigstellung des Amtshauses notierte seinerzeit eine Fachzeitung:
Im April 1903 wird das imposante neue Gebäude der niederösterreichischen Post- und Telegraphendirektion im III. Bezirke, das mit einem Kostenaufwande von 1 1/2 Millionen Kronen erbaut wurde, seiner Bestimmung übergeben werden. Im Herbst 1900 wurde nach den von der k. k. Dikasterial-Gebäudedirektion verfaßten Plänen mit dem Bau begonnen. (…)
Das neue Direktionsgebäude hat zwei ausgedehnte fünfstöckige Façaden von je 130 m Länge mit 39 Fenstern in jedem Stockwerke. Ein Kuppelbau verbindet die beiden Fronten an der Ecke, Bei der inneren Raumverteilung wurde hauptsächlich bezweckt, die Beleuchtung der 300 Bureaux, der Zeichensäle und sonstigen zahlreichen Diensträume mit direktem Tageslichte zu ermöglichen. Deshalb verbaute man von der 2458 m² betragenden Baufläche nur 1965 m², während der Rest für Höfe freigelassen wurde. Eine zweckmäßige Anlage der Dachböden gestattet die Unterbringung der Zeichensäle in den hofseitigen Dachtrakten. Die Deckenkonstruktionen bestehen im Oberbau aus Traversen und Tramdecken. Auf dem nach italienischem Muster flachen Dache soll ein Garten angelegt werden.
Der Bau wurde unter der Leitung eines aus Vertretern des Handelsministeriums und der Postverwaltung gebildeten Baucomités ausgeführt. Als Bauleiter fungierte Baurat Holzer, dem die Ober-Ingenieure Lorenz und Decastello zur Seite standen. Bezüglich der künstlerischen Ausschmückung des Baues werden noch besondere ministerielle Verfügungen getroffen werden. [2]
Die auf dem Bild unten sichtbare Kuppel gibt es heute nicht mehr, ebenso fehlen einige Dekorelemente an der Fassade.
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Quellen
- [1] architekturwettbewerb.at
- [2] Wiener Bauindustrie-Zeitung (16.10.1902, S. 17)
- Post- und Telegraphendirektion (Wien Geschichte Wiki)
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