In bester Lage im 8. Bezirk soll eine neue Privatklinik gebaut werden. Noch stehen auf dem Grundstück mehrere Altbauten. Diese Altbauten sollen dem Neubau weichen, obwohl seit 2018 ein Abriss-Schutz für alte Gebäude gilt.
Eine Privatklinik will wachsen
Die Privatklinik Confraternität hat eine lange Geschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Seit dem 19. Jahrhundert ist das Spital in der Skodagasse ansässig, unweit vom AKH. Ein Gebäude aus jener Zeit – Skodagasse 32 – ist nach wie vor in Verwendung. Aber es herrscht wohl Platzmangel.
Bestrebungen nach einer Vergrößerung des Krankenhauses sind nicht neu. 2015 wurde ein Neubau auf dem Gelände des AKH diskutiert.[1] Ein Tausch der Liegenschaften mit der Stadt Wien – AKH-Fläche gegen Skodagasse – sei im Gespräch gewesen. Die Stadt hätte in der Skodagasse Wohnungen errichtet.[2] Gebaut oder getauscht wurde letztlich nichts.[3]
Die Confraternität ist Teil der PremiQaMed, die der UNIQA Insurance Group gehört, einem der größten heimischen Versicherungskonzerne. Zur PremiQaMed gehören auch weitere Krankenhäuser – neben der Confraternität auch die Privatklinik Döbling, die Privatklinik Goldenes Kreuz und je eine Klinik in Graz und Salzburg. Für den Standort in der Josefstadt plant die PremiQaMed einen Neubau anstelle der alten Gebäude:
Am Grundstück der heutigen Privatklinik Confraternität ist ein gemeinsamer Neubau der Privatkliniken Goldenes Kreuz und Confraternität geplant. Die beiden erfolgreichen Privatkliniken, die heute nur wenige hundert Meter voneinander entfernt liegen, sollen am Standort Skodagasse unter einem Dach zu einer neuen, in nachhaltiger Bauweise errichteten Klinik zusammengeführt werden. Durch den Neubau soll mit Investitionen von rund 180 Mio. Euro bis Mitte 2028 ein Standort für Top-Medizin und eine der modernsten Privatkliniken Österreichs entstehen. [4]
Altbau-Schutz ausgesetzt?
Sollen vor 1945 errichtete Gebäude abgerissen werden, braucht es seit 2018 eine Zustimmung der Magistratsabteilung 19 (Architektur und Stadtgestaltung). Zuvor waren nur Häuser innerhalb von klar definierten Schutzzonen zumindest potenziell geschützt. Verweigert die Behörde die Zustimmung, ist der Abbruch nur dann erlaubt, wenn ein Gebäude abbruchreif ist. Seit Ende 2023 ist die zuvor leicht erreichbare „Abbruchreife“ – geprüft von der Technischen Stadterneuerung (MA 25), genehmigt von der Baupolizei (MA 37) – verschärft worden. Von der MA 19 hieß es im April 2024 zum Fall der Confraternität:
Im Zuge der Beantwortung von Abbruchansuchen zu den von Ihnen genannten Liegenschaften hat die MA19 ein öffentliches Interesse an der Erhaltung der betreffenden Gebäude hinsichtlich ihrer stadtgestalterischen Wirkung festgestellt.
Heißt also: Im Sinne des Stadtbildes sind die Altbauten der Klinik erhaltenswert. Von der MA 19 gibt es keine Zustimmung zum Abbruch. Interessant ist der Nachsatz: Demnach könnten „Verpflichtungen zur Daseinsvorsorge ebenfalls dem öffentlichen Interesse“ zugerechnet werden. Das würde „möglicherweise schwerer wiegen als stadtgestalterische Aspekte.“ Gemeint ist, dass der Bau von Krankenhäusern Priorität gegenüber dem Erhalt des Stadtbildes haben kann. Das offenbar auch, wenn es sich um Privatspitäler handelt.
Nicht nur die Optik zählt
An dieser Stelle wird eine gesetzliche Leerstelle sichtbar: Der Abriss-Schutz für Altbauten gründet sich auf die Relevanz für das Stadtbild, nicht auf umfassenden Betrachtungen von Gebäuden – also dem Inneren, den im Gebäude verbauten Ressourcen (graue Energie) und der Adaptierbarkeit für neue Nutzungen. Diese Aspekte, die weder in den Denkmalschutz (Bundesmaterie) noch in den Ortsbildschutz (Angelegenheit der Länder) fallen, wären aber wichtig, um unnötige Abrisse und damit Verlust von grauer Energie zu stoppen (siehe die Diskussion hier). Auch jüngere Gebäude müssten in diese Überlegungen mit einbezogen werden. Bei der Klinik Confraternität steht vor allem im Vordergrund, dass offenbar völlig intakte und sanierte Gebäude abgerissen werden sollen. Nachhaltig ist das nicht.
Abbruch erlaubt, Umwidmung geplant
Obwohl die Architekturbehörde die Gebäude als erhaltenswert einstuft, ist der Abbruch offenbar bereits ausgemachte Sache. Auch eine Änderung des Flächenwidmungsplans könnte folgen. In einem Dokument zum Architekturwettbewerb ist dies zu lesen:
Durch den bereits baurechtlich bewilligten Abbruch der Bestandsgebäude ist es möglich am Standort der Privatklinik Confraternität ein neues Privatspital zu errichten. Darüber hinaus wurde eine Änderung des Bebauungsplanes angesucht. Dieses Verfahren ist noch nicht abgeschlossen und ist somit Teil des Projektes. Auf Basis der geänderten baurechtlichen Rahmenbedingungen ließe sich ein neuer Baukörper von rund 30.000m² BGF in einer betrieblich sehr gut nutzbaren Form realisieren. Es wird also davon ausgegangen, dass die bestehende bauliche Infrastruktur zur Gänze abgebrochen wird und in einem Zug gänzlich neu gebaut wird.
Grundlage für den Wettbewerb ist eine Bebauungsstudie eines Architekturbüros aus Wien. Demnach ist nach dem Totalabriss aller Gebäude ein großer Neubau vorgesehen, der sich über fast die gesamte Liegenschaft erstreckt. Frei bliebe ein kleiner Hof und ein Grünstreifen an der Haspingergasse, der den Rückseiten der Wohnhäuser in der Kochgasse folgt.
Platz für Alt und Neu?
Das Grundstück der Klinik ist nicht komplett verbaut. An der Skodagasse, gegenüber der Endstation der Buslinie 13A, ist ein großer freier Bauplatz. Auf diesem Bauplatz dürfte schon nach der aktuellen Widmung ein Gebäude stehen, das so hoch werden dürfte wie die angrenzenden Wohnhäuser auf der linken Seite.
Dieser freie Platz könnte neu bebaut und mit dem Altbau verbunden werden. Warum wird aber in Richtung Totalabriss geplant? Auf Anfrage erklärte eine Sprecherin der PremiQaMed:
[D]ie Immobilie, in der die Privatklinik Confraternität heute untergebracht ist, ist langfristig nicht für die Ansprüche moderner Medizin entwickelbar. Umfangreiche Planstudien haben gezeigt, dass ein Neubau erforderlich ist, um auch in den kommenden Jahrzehnten eine gute Patientenversorgung sicherzustellen. Wir gehen davon aus, dass die Auswahl der planenden Architekten im Spätsommer 2024 abgeschlossen sein wird. Danach werden die konkreten Neubaupläne erstellt und der Öffentlichkeit präsentiert.
Abriss für sanierten Häuserblock
Die Klinik besteht aus mehreren zusammenhängenden Gebäuden, die im Laufe der Zeit sichtlich umgebaut und erweitert wurden. Alle Gebäude wirken saniert. Es folgt ein Rundgang um das Grundstück, beginnend an der Ecke von Skodagasse und Alser Straße.
Skodagasse
Der älteste Teil der Klinik ist ein 1821 errichteter Trakt, der auf alten Stadtplänen als „Vereinsspital“ bezeichnet wird. Neben diesem dreigeschoßigen Trakt befindet sich ein Anbau aus Glas.
Lederergasse
Die Gebäude in der Lederergasse, die sich bis über die Ecken in die Skodagasse und Haspingergasse erstrecken, wurden 1864 errichtet. Der Fassadendekor ist nicht erhalten, die Bausubstanz scheint unverändert zu sein.
Haspingergasse
Auf der Rückseite befindet sich ein Eingang zum innenliegenden Garten. Auffällig ist ein offenbar mehrfach aufgestocktes bzw. verändertes Gebäude. Das Baujahr ließ sich nicht eruieren.
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Links
- [1] Privatspital neben AKH: Wehsely offen für Pläne (ORF, 24.4.2015)
- [2] Kurz und klein. Meldungen (Falter 17/2015, 22.4.2015)
- [3] Privatspital im AKH wird nicht gebaut (ORF, 22.5.2015)
- [4] Privatkliniken Confraternität und Goldenes Kreuz bauen gemeinsam neu (Presseaussendung, 23.11.2023)
- Goldenes Kreuz und Confraternität werden zusammengelegt (meinbezirk.at, 23.11.2023)
- Confraternität (Wien Geschichte Wiki)
- Alle Fotos in diesem Beitrag sind (c) Georg Scherer / wienschauen.at
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