Petersplatz runderneuert

Der Petersplatz und einige angrenzende Gassen wurden umgestaltet. Begegnungszonen und eine kurze Fußgängerzone wurden eingerichtet, der Bodenbelag erneuert und mehr Platz für Fußgänger geschaffen. In die engen Gassen wurden Bäume und Grünflächen gesetzt.

Fiaker, Fußgänger und Taxi am Petersplatz, Bäume, alte Häuser
Der Platz um die Peterskirche wurde 2022 umgestaltet. (Foto: September 2023)

Neues Umfeld für die Peterskirche

Wer zum Petersplatz will, muss nicht nach Rom reisen. Im Grätzl zwischen Stephansplatz und Graben liegt die barocke Wiener Peterskirche in der Mitte des kleinen alten Petersplatzes. Die Kirche mit ihrem prachtvollen Portal hat sich seit 1900 nicht verändert.

historische Fotoaufnahme der Peterskirche, Passanten, Geschäfte
Peterskirche - vom Graben aus gesehen (Foto: um 1900, Wien Museum, Inventarnummer HMW 240570/2)

Petersplatz wurde Begegnungszone

In Begegnungszonen teilen sich alle Verkehrsteilnehmer den Straßenraum. Besonders effektiv ist die Begegnungszone dort, wo nicht zu viel durchfahrender Kfz-Verkehr herrscht. In den Gassen um den Petersplatz ist zwar konstant Verkehr, aber nicht so viel, um der Idee des geteilten Straßenraums komplett zuwiderzulaufen. 2022 wurde umgebaut.

Baustelle in der Wiener Innenstadt
Milchgasse in Richtung Peterskirche während der Umbauarbeiten (Foto: 2022)

Umgestaltung in bester Lage

Die Begegnungszone am Petersplatz und Teilen der umgebenden Gassen schließt an vorhandene verkehrsberuhigte Zonen an. Der Platz mit seinen vergleichsweise schmalen Gassen wird von verschiedenen Verkehrsteilnehmern genutzt: Fußgänger, Radfahrer, Busse, Autos und Fiaker sind teils dicht an dicht unterwegs.

Radfahrer, Autobus, Taxi, Hotel Wandl, Bäume
Begegnungszone/shared space am Petersplatz (Foto: 2023)

Der Platz um die Kirche hat sich merklich verändert. Bäume wurden gepflanzt, die Gehsteigkanten entfernt, ein einheitliches Straßenniveau geschaffen und Bänke aufgestellt. Die Ränder wurden mit hellen Betonsteinen gepflastert, die Fahrbahn betoniert, wie in der Rotenturmstraße. Pflaster aus Naturstein wurde nicht verlegt. Dies aus Kostengründen, so das zuständige Ressort im Rathaus. Durch den uneinheitlichen Straßenbelag will sich das Gefühl einer Begegnungszone nicht ganz einstellen, die mittige Betondecke dürfte jedoch aufgrund der hohen Belastung durch Pferdehufe nicht zu vermeiden gewesen sein. Durch eine einfache Maßnahme – Pferdehufe aus Gummi – könnten die Probleme für den Bodenbelag wahrscheinlich minimiert werden. Die Bezirkspolitik drängt schon seit langem auf diese Lösung.

Die nächsten Fotos zeigen den Petersplatz an der Ecke zur Milchgasse, die zur Tuchlauben führt.

Der Platz vor dem Eingang der Peterskirche hat sich leicht verändert:

Bäume in schmalen Gassen

Die Bäume, allesamt Feldahorne, wurden in begrünte Baumscheiben gepflanzt, die als Kiesbeete ausgeführt sind. Von Gittern umgebene Baumscheiben, die auch betreten werden können und weniger Platz brauchen, wurden nicht gewählt. In den schattigen Gassen um die Peterskirche wird der Beitrag von Bäumen zur Abkühlung wohl eher gering sein. Was bleibt ist eine ästhetische Aufwertung und kleinräumige Entsiegelung.

neu gepflanzter Baum
Der Feldahorn vor der Peterskirche wurde 2022 gepflanzt. (Foto: 2023)

Angesprochen auf die Pflanzung von Bäumen erklärte das Büro von Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ):

Bäume/Beete wurden sowohl in sonnigen, als auch in weniger sonnenexponierten Bereichen umgesetzt, da unser Ziel war, den Platz und die umliegenden Gassen umfassend zu begrünen. Neben der Beschattung und (Mikro-)Klimawirkung gibt es noch weitere gute Gründe für eine Erhöhung des Grünanteils in der Stadt: Entsiegelung und Versickerungsfähigkeit der Flächen, Luftqualität, Biodiversität und nicht zuletzt die Aufenthaltsqualität.

Etliche Straßen und Gassen um die Peterskirche erhalten wenig oder gar keine direkte Sonneneinstrahlung:

Karte des Petersplatzes in der Inneren Stadt in Wien
Sonnenstundendauer im Sommer (Karte: © ViennaGIS)

Bauernmarkt: Begegnungszone

Auf einer Länge von etwa 60 Metern wurde der Bauernmarkt zu einer Begegnungszone umgebaut. Bäume wurden gepflanzt, Betonsteine verlegt, Parkplätze reduziert. Eine der zuvor hinter der Kirche befindlichen Litfaßsäulen hat an der Ecke zur Brandstätte einen neuen Platz gefunden.

Freisingergasse: Fußgängerzone beim Problemhaus

Ein kurzer Teil der Freisingergasse wurde zur Fußgängerzone umgebaut, womit auch die viel zu schmalen Gehsteige der Vergangenheit angehören. Ein Großteil der Gasse wird nun von einem Schanigarten (Gastgarten auf öffentlichem Grund) beansprucht. Dieser Schanigarten gehört zu einem Restaurant, das im Haus Bauernmarkt Nr. 1 untergebracht ist, das im Eigentum des Bauträgers Lenikus ist. Der Bauträger ließ 2017 ein nahes Jugendstilhaus trotz Schutzzone und Lage im Unesco-Weltkulturerbe niederreißen – ein erschreckendes Beispiel für das jahrzehntelange Versagen der Altstadterhaltung in Wien.

Eine unrühmliche Geschichte hat auch das Barockhaus am Bauernmarkt 1. Bis etwa 2001 war es in Besitz der Stadt Wien, als sogenannter „atypischer Gemeindebau“. Die Stadt verkaufte das Haus – samt aufrechter Mietverträge – und das Nebengebäude, was wie im Fall Hetzgasse 8 fatale Folgen nach sich zog. Nach dem Verkauf begann die „Entmietung“. „Wiener Wohnen unterstützte (…) nach dem Verkauf der Häuser die neuen Eigentümer dabei, die Objekte (…) „bestandsfrei“ zu machen um so den Wert zu steigern“, berichtete der Semiosis-Blog im Jahr 2016. Einer der letzten Mieter erklärte gegenüber der Bezirkszeitung: „Der neue Eigentümer vernachlässigt seine Erhaltungspflicht. Er hat das Haus mit einer Mischung aus finanziellen Anreizen und Druck geleert. Ein gutes Beispiel ist der Lift, der seit 2009 außer Betrieb ist.“ Schikanen gegen Mieter wurden von der Unternehmensgruppe Lenikus zurückgewiesen. Das Haus wurde nach und nach saniert, wobei auch der Denkmalschutz verwässert worden sei, so Semiosis.

Freisingergasse vor und nach der Umgestaltung
2021 vs. 2023: Barockhaus Bauernmarkt 1 (links) - an der Ecke Freisingergasse/Petersplatz

Der übrige Teil der Freisingergasse wurde zur Begegnungszone:

Goldschmiedgasse: Begegnungszone

Die Goldschmiedgasse verbindet den Stephansplatz (beim Haas-Haus) mit dem Petersplatz. Der Abschnitt nahe Stephansplatz ist schon lange eine Fußgängerzone. Seit dem Umbau ist der übrige Teil der Gasse eine Begegnungszone, in der zum Teil geparkt werden darf.

Lokale Eigentümer zahlten mit

Örtliche Eigentümer haben etwa 40% der Projektkosten getragen, so das Büro von Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Ein Drittel bezahlte die Stadt vom zentralen Budget. Den Rest der Kosten trugen die Stadtwerke, denn es fanden auch Bauarbeiten für Gas, Strom und Fernkälte statt.

Personen stehen um ein Plakat am Petersplatz
Im Juni 2022 wurde der 1. Abschnitt eröffnet - mit Investorenvertreter Wolfgang Spitzy, Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP), Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) und Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Patricia Davis (ÖVP). (Foto: ©PID/Christian Fürthner)

Dass lokale Eigentümer an einer Aufwertung Interesse hatten, ist nicht verwunderlich: Im stark touristisch geprägten Bezirksteil zwischen Stephansplatz, Graben und Tuchlauben lässt sich sicherlich nicht wenig Geld verdienen – mit Geschäften, Hotels und der Vermietung und dem Verkauf von Wohnungen. Public-Private-Partnership-Modelle – Kooperationen zwischen Privaten und der Stadt – kommen in Wien immer wieder zum Einsatz, in der Inneren Stadt etwa der Umgestaltung der Herrengasse. Das nächste PPP-Projekt wird der Michaelerplatz sein. Auf dem historisch bedeutenden Platz vor der Hofburg sollen allerlei Begrünung und Gegenstände aufgestellt werden, was an diesem sensiblen Ort durchaus problematisch sein könnte. Vier von fünf Parteien im 1. Bezirk haben sich zudem 2023 für strengere Rahmenbedingungen für PPP-Modelle ausgesprochen.

Ein grundlegender Aspekt bei PPP-Modellen: Finanzstarke Akteure kaufen sich gleichsam die Gestaltung des öffentlichen Raums. Das entlastet aber auch das Budget von Stadt und Bezirk, was wiederum im öffentlichen Interesse ist. Wichtig ist, dass der öffentliche Raum im Sinne des Gemeinwohls gestaltet und aufgeteilt ist und dass bei PPP-Projekten Transparenz herrscht.

Schild "BEZO/FUZO Bauernmarkt/Petersplatz/Tuchlauben"
Petersplatz während des Umbaus (Foto: 2022)

Autos, Schanigärten und die Platzfrage

Je höher die Bevölkerungs- und Bebauungsdichte und je intensiver die Nutzung, etwa durch Tourismus und Betriebe, desto mehr wird der öffentliche Raum beansprucht. Unterschiedliche Gruppen haben unterschiedliche Bedürfnisse und die politische Kunst ist es, die diversen Ansprüche zu berücksichtigen und dabei auch nicht auf die Klimawandel-Anpassung (Begrünung) zu vergessen. Die Innere Stadt als touristisches Zentrum ist dabei einem besonders hohen Nutzungsdruck ausgesetzt.

Bei Parkplätzen, Schanigärten und Baustelleneinrichtungen handelt es sich letztlich gleichsam um eine temporäre Privatisierung des öffentlichen Raums. Eine solche muss stets gut begründet sein. Exemplarisch für die Platzverteilung ist der 2022 umgebaute Abschnitt der Freisingergasse (Fotostrecke unten). Bis 2021 eine Straße mit Parkplätzen auf beiden Seiten und Fahrbahn in der Mitte, wurde sie in der kurzen Zeit des Umbaus gänzlich autofrei. Seit der Fertigstellung ist auf einer Seite Platz für Schanigärten und einige Parkplätze.

Aus den schmalen Gehsteigen, der Parkspur und der Fahrspur auf einem kurzen Abschnitt der Freisingergasse beim Petersplatz wurde eine Fußgängerzone mit großem Schanigarten. Nachdem Schanigärten künftig ganzjährig erlaubt sind, kann ein großer Teil der Fußgängerzone letztlich dauerhaft als Erweiterung des nebenliegenden Restaurants dienen.

Der Bauernmarkt kurz vor der Fertigstellung:

Am Bauernmarkt sind einige Park- und Halteplätze zwischen den neuen Bäumen eingerichtet worden. Die Fotos unten zeigen den Zustand nach der Fertigstellung der Bauarbeiten:

Kasten vor Baum

Begrenztes ästhetisches Gespür bewiesen die Magistrate bei der Platzierung eines großen Schaltkastens direkt vor einem Baum am Petersplatz. Oder ging es aus technischen Gründen nicht anders? Ein weiterer Aspekt: Während es beispielsweise genaue Vorschriften für Fassadenfarben und Fenster in Schutzzonen gibt, unterliegt das Design der omnipräsenten Schaltkästen keinerlei Qualitätsstandards.

Petersplatz
Schaltkasten vor einer Baumscheibe am Petersplatz (Foto: 2023)

Der alte Petersplatz

Die Peterskirche wurde im 18. Jahrhundert auf einem Platz erbaut, an dem sich schon zuvor ein Kirchengebäude befunden hatte. Der Platz ist begrenzt von einigen besonders alten Gebäuden, die weit vor der sonst so präsenten Gründerzeit datieren. Die ältesten Gebäude sind aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die Aufnahmen unten zeigen den Petersplatz kurz vor oder während des Zweiten Weltkriegs. Als Bodenbelag fungierte bereits zu dieser Zeit Asphalt.

Das bis 2009 bestehende Gasthaus Weisshappel ist auf dem nächsten Foto aus dem Jahr 1942 zu sehen. Die Straßenbeleuchtung – bestehend aus Laternen des Typs „Maiglöckchen“ – ist bis heute weitgehend unverändert.

Die Fotos unten zeigen den Petersplatz um die Jahrhundertwende noch mit Kopfsteinpflaster. Auf dem dritten Foto ist das Hotel Wandl zu sehen (Petersplatz 9, Kühfußgasse 2). Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, die Fassade zur Peterskirche ist heute nicht mehr im originalen Zustand. Auf der Aufnahme ist die ursprüngliche Fassadengestaltung – das Haus wurde 1843 erbaut – zu sehen.

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Die Bezirksvorstehungen sind die politischen Vertretungen der einzelnen Bezirke. Die Partei mit den meisten Stimmen im Bezirk stellt den Bezirksvorsteher, dessen Aufgaben u.a. das Pflichtschulwesen, die Ortsverschönerung und die Straßen umfassen.

Die Bezirksvertretungen sind die Parlamente der Bezirke. Die Parteien in den Bezirksvertretungen werden von der Bezirksbevölkerung gewählt, meist gleichzeitig mit dem Gemeinderat. Jede Partei in einem Bezirk kann Anträge und Anfragen stellen. Findet ein Antrag eine Mehrheit, geht er als Wunsch des Bezirks an die zuständigen Stadträte im Rathaus. (Die Reihung der Parteien orientiert sich an der Anzahl der Sitze in der Bezirksvertretung im Dezember 2020.)
+43 1 4000 81261
 
Vizebürgermeisterin und Stadträtin Kathrin Gaál untersteht die Geschäftsgruppe Wohnen. Zu dieser gehören u. a. die Baupolizei (kontrolliert die Einhaltung der Bauvorschriften u. dgl.), Wiener Wohnen (Gemeindewohnungen) und der Wohnfonds (Fonds für Neubau und Sanierung).

(Die Reihung der Parteien orientiert sich an der Anzahl der Mandate im November 2020.)

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