Die Plaça del Mercat, der Platz bei der historischen Markthalle von Valencia, ist seit 2022 eine Fußgängerzone. Das Projekt ist Teil einer großflächigen Umgestaltung im Zentrum der spanischen Stadt.
Fußgängerzone im Zentrum der Altstadt
Der Platz neben der alten Markthalle – auf Valencianisch Plaça del Mercat, auf Spanisch Plaza del Mercado – liegt in der Altstadt von Valencia. Seit einigen Jahren setzt die dortige Stadtregierung auf eine Förderung des Fußgänger- und Radverkehrs. Ehemals von Fahrbahnen und Parkplätzen geprägte Straßen und Plätze wurden neugestaltet und sind teils direkt miteinander verbunden, sodass große Korridore für den nichtmotorisierten Verkehr entstanden sind. Das Projekt für die Plaça del Mercat und andere Straßen und Plätze in der Umgebung der Markthalle lief unter der Bezeichnung Confluència. Die mit zahlreichen Baudenkmälern gesäumte Straße hat sich stark gewandelt:
Auf fast 300 Metern Länge wurde der Asphaltbelag entfernt und durch eine Pflasterung aus Naturstein ersetzt, konsumfreie Sitzgelegenheiten sind dazugekommen. Das Radfahren ist erlaubt.
Die Fläche vor der 1928 eröffneten Markthalle ist zur Fußgängerzone geworden. Vor der Halle wurden einige alte Bäume gefällt, an anderen Stellen zahlreiche neue Bäume eingesetzt, sodass in Summe nun mehr Bäume vorhanden sind als zuvor. Die Fällung der alten Bäume wurde kritisch in den örtlichen Medien thematisiert. Angesichts der in Spanien meist extrem heißen Sommermonate ist das Entfernen von Bäumen nicht nachvollziehbar.
Der Platz vor dem Gebäude, in dem mit La Llotgeta ein Zentrum für Fotografie untergebracht ist, wurde ebenfalls zur Fußgängerzone:
Vor der barocken Kirche wurde auch umgebaut (Foto unten). Die kleinen Bäume wurden durch kaum schattenspendende Palmen ersetzt, darunter Sitzbänke aufgestellt.
Früher befand sich hier eine auf den Kfz-Verkehr ausgerichtete Straße samt Schrägparkplätzen. Heute sind auf beiden Seiten Bänke und Abstellflächen für Fahrräder. Design, Größe und Platzierung der in die neue Fußgängerzone gesetzten Müllbehälter (am Foto unten ganz rechts) sind aber nicht gerade glücklich gewählt.
Die Lonja de la Seda (Seidenbörse) aus dem 15. Jahrhundert ist ein Unesco-Weltkulturerbe. Im Rahmen der Umgestaltung wurden auch hier Bäume entfernt. Hintergrund war laut einem Medienbericht die bessere Sichtbarkeit des Gebäudes. Das ist verwunderlich, denn früher hatten die Bäume vor dem Gebäude wohl auch niemanden gestört. Schon auf Fotos aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sind Bäume direkt vor dem Gebäude zu sehen.
Die Plaça del Mercat ist über eine Straße mit dem Rathausplatz verbunden, der ebenfalls zu einem Teil verkehrsberuhigt worden ist. In der beide Plätze verbindenden Straße wurden Bäume gepflanzt. Unverständlich ist die Demontierung der historischen Straßenlaternen, die unten am linken Foto noch zu sehen sind. Historische Laternen oder entsprechende Nachbauten finden sich auf vielen Straßen und Plätzen Valencias.
Auch auf anderen Seiten der Markthalle hat sich einiges geändert. So sah es dort vorher aus:
Neue Begrünung, mehr Platz für Fußgänger und eine Veränderung bei der Straßenbeleuchtung fallen auf:
Jahrzehntelang eine Autostraße
Der Platz war zuvor eine gewöhnliche Straße, an der die bedeutenden Bauwerke nicht recht zu Geltung kamen und der Aufenthalt im öffentlichen Raum durch seine am Kfz orientierte Aufteilung eher behindert als gefördert wurde.
Umbau 2021-2022
Wie in vielen Städten Europas wurden auch in Valencia Pläne entworfen, um zentrale Straßen und Plätze besser nutzbar zu machen lassen. Neben der Plaça de la Reina und der Plaça de l’Ajuntament auch die Plätze und Straßen um die historische Markthalle. Zum Gesamtprojekt:
Valencia hat 2015 das Projekt „Stadt der Plätze“ ins Leben gerufen, mit dem der öffentliche Raum der Stadt umgestaltet werden soll, um Plätze für die Bewohner zurückzugewinnen. Diese Strategie der Stadtverwaltung umfasst Maßnahmen zur Schaffung neuer Treffpunkte in den Stadtvierteln und zur Aufwertung des Stadtbildes, zur Verbesserung des Gemeinschaftslebens, der Umweltqualität und des Aufenthalts im öffentlichen Raum. Ziel ist es, dass alle Viertel der Stadt über solche repräsentativen öffentlichen Räume verfügen, entweder durch die Schaffung neuer Plätze auf ungenutzten Freiflächen, oder durch die Renovierung und Verbesserung bereits vorhandener Plätze.[1]
2016 wurde der Platz für den Autoverkehr gesperrt, von 2021-2022 erfolgte die bauliche Umgestaltung. Die folgenden Aufnahmen sind vor Baubeginn entstanden:
2021 begannen die Bauarbeiten:
Neuer Platz in der Altstadt
Mit der Umgestaltung ist ein weiter Freiraum entstanden, der auch intensiv genutzt wird. Die Fläche ist barrierefrei ohne Gehsteigkanten und grobe Steinpflasterung ausgeführt. Die kunstvolle historische Beleuchtung wurde demontiert und durch schlichte Lampen auf dünnen Stangen ersetzt.
Historischer Platz im Zentrum Valencias
Städte und Verkehr haben sich in den letzten 150 Jahren grundlegend gewandelt. Ein Miniaturausschnitt aus viel weitreichenderen Entwicklungen bietet der Marktplatz von Valencia. Von der Pferdekutsche über die Straßenbahn bis zum Siegeszug des Automobils und dem heutigen Urbanismus, der dem nichtmotorisierten Verkehr und dem Aufenthalt im öffentlichen Raum einen höheren Stellenwert einräumt.
Einst waren Tramways auf dem Platz unterwegs:
Im 19. Jahrhundert – noch vor Errichtung der Markthalle – fungierte der Platz zwischen Kirche und Seidenbörse als großer Marktplatz:
Infos
- [1] WORLD DESIGN SPOTLIGHT: Valencia’s pedestrian squares (1.12.2022)
- Las obras de la plaza del Mercado de València encaran ya la recta final (València Extra, 4.4.2022)
- València estrena la nueva plaza del Mercado entre música, visitas guiadas y una gran paella (Cadena SER, 7.5.2022)
- La tala de árboles acaba junto a la Lonja a la espera de los nuevos (Las Provincias, 24.9.2021)
- Confluencia en el Mercado Central de Valencia (Estel)
Fotos
- 2023: Antonio Marín Segovia, CC BY-NC-ND 2.0
- La Llotgeta (centre fotogràfic) (2023): ANSELM PALLÀS, CC BY-NC-ND 2.0
- Markthalle (2023): ANSELM PALLÀS, CC BY-NC-ND 2.0
- 2022 (1), (2), (3), (4): RdA Suisse, CC BY 2.0
- 2022: sdobie, CC BY-NC 2.0
- 2022: Heather Cowper, CC BY-NC 2.0
- 2022: Antonio Marín Segovia, CC BY-NC-ND 2.0
- 2022 (1), (2): Marco Derksen, CC BY-NC 2.0
- 2021: Bybbisch94, Christian Gebhardt, 20211115.Valencia.-078, 20211115.Valencia.-077, CC BY-SA 4.0
- Mercat Central (2019): Aktron / Wikimedia Commons – Valencia, kryté tržiště Mercado Central, CC BY-SA 4.0
- 2018: travelmag.com., CC BY 2.0
- 2018: Hans Porochelt, CC BY-NC-ND 2.0
- Iglesia de los Santos Juanes (2017): Juan Mayordomo, Iglesia de los Santos Juanes en Valencia, CC BY-SA 4.0
- 2015 (1), (2): Antonio Marín Segovia, CC BY-NC-ND 2.0
- 2014: Joanbanjo, Plaça del Mercat – València, CC BY-SA 3.0
- Markthalle (2014): Archivo Herrero, Ministerio de Cultura y Deporte
- 2013 (1), (2): Antonio Marín Segovia, CC BY-NC-ND 2.0
- Lonja de la Seda (1), (2) (2013): Antonio Marín Segovia, CC BY-NC-ND 2.0
- 2013: Joanbanjo, Plaça del Mercat (València), València, plaça del Mercat, València, la plaça del Mercat, CC BY-SA 3.0
- Església de Sant Joan del Mercat (2010): David Hamill, CC BY-NC 2.0
- 2007: ho visto nina volare, CC BY-SA 2.0
- Lonja de la Seda (1992): Archivo Agromayor, Ministerio de Cultura y Deporte
- Markthalle (ca. 1930): Biblioteca Valenciana, Public Domain
- Markt vor der Seidenbörse (vor 1914): Biblioteca Valenciana, Public Domain
- Plaza del Mercado (frühes 20. Jahrhundert): Biblioteca Valenciana, Public Domain
- Lonja de la Seda (vor 1920): Ajuntament de Girona, Public Domain
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