Dornbacher Straße 4: Arbeiten am Abriss?

In Hernals ist ein Gründerzeithaus in Gefahr. Bei dem bewohnten Gebäude nahe Vorortelinie und Kongreßpark wurden Fenster herausgenommen. Im Inneren soll es schwere Schäden geben.

Umfangreiche Reparaturen scheinen dringend erforderlich – aber werden sie auch durchgeführt? Ist eine Sanierung überhaupt das Ziel des Investors, dem das Haus gehört?

Hinweis: Der im November 2022 erschienene Artikel wurde im Jänner 2023 ergänzt.

Altbau in Wien-Hernals mit herausgenommenen Fenstern und Schutzgerüst über dem Gehsteig, Schaden am Gesims
Was wird aus dem Haus in der Dornbacher Straße 4? (Foto: Alexander McCargar, November 2022)

Gründerzeithaus in Gefahr

Im November 2022 berichtete meinbezirk.at unter dem Titel „Horror-Haus in der Dornbacher Straße 4“:

Eine eingestürzte Decke, Wasserschäden, eine Taubenplage und fehlende Fenster – was sich wie die Beschreibung einer Ruine liest, ist in Wahrheit ein Wohnhaus in Hernals. In der Dornbacher Straße 4 wird seit Oktober 2020 gebaut, manchmal mehr, meist weniger – für zwei Geschäftslokale und die letzten beiden Wohnungsmieter ein täglicher Horror (…) Wenn man durch das Gründerzeithaus geht, dann kann man kaum glauben, dass dieses Gebäude bewohnt ist.

Noch 2017 machte das Haus äußerlich einen unauffälligen Eindruck:

2020 war das Haus eingerüstet. Am Dach wurde offenbar gearbeitet:

2021 war das Gerüst wieder entfernt – ohne dass das Dachgeschoß ausgebaut worden war. Stattdessen fehlen seither zahlreiche Fenster. Offenbar wurden völlig intakte Fenster entfernt:

Eigentümer ist bekannter Investor

Aktueller Eigentümer des Hauses ist die Hallmann Holding. Hallmann ist auch in Besitz einer denkmalgeschützten Villa in der Landstraßer Hauptstraße (3. Bezirk). Dieses Gebäude ist durch lange Zeit nicht erfolgte Reparaturen aufgefallen.

Zum Haus in der Dornbacher Straße 4 berichtete meinbezirk.at:

Nach mehrmaligem Wechsel ist das Haus aktuell im Besitz der Hallmann Holding. Auf Nachfrage lässt man wissen, dass man die Liegenschaft in der Dornbacher Straße 4 erst vor wenigen Monaten in dem aktuellen Zustand erworben habe. Auf die Frage, wie es weitergehen soll, gab es folgende Antwort: „Aktuell werden unterschiedliche Optionen evaluiert, die von der Umsetzbarkeit einer ressourcenschonenden, nachhaltigen Sanierung bis hin zum Verkauf der Liegenschaft reichen.“

Wann wird endlich saniert?

Im November 2022 präsentierte sich das Haus nach wie vor in bedenklichem Zustand. Die Fenster fehlen immer noch, zudem ist ein auffälliges Loch im Gesims. Vor dem Haus steht ein Schutzgerüst – aus Angst vor herabfallenden Fassadenteilen? Wie ist all das möglich, wo es doch eine gesetzliche Erhaltungspflicht gibt?

Auf dem Foto unten sind Schäden – oder zumindest nicht fertiggestellte Bauarbeiten? – an Dach und Gesims zu erkennen:

Altbau in Hernals, schadhaftes Dach, herausgenommene Fenster
Dornbacher Straße 4 mit Dachschaden (Foto: Alexander McCargar, 2022)

Auf Anfrage erklärte die Baupolizei, dass es bei diesem Haus laufend zu Gefährdungen durch herabfallendes Mauerwerk und Wassereintritte kommt. Man setze Maßnahmen, um diese Probleme zu beheben. Doch können die Behörden dafür sorgen, dass das Haus auch wirklich erhalten bleibt und umfassend saniert wird? Behördlich bewilligt ist jedenfalls ein Dachgeschoßausbau.

Überhaupt bestehen Zweifel auf einer höheren Ebene: Stellt der Gesetzgeber – die Wiener Stadtregierung – den Behörden die nötigen gesetzlichen Grundlagen bereit, um die Erhaltungspflicht effektiv durchzusetzen? Warum wird die Erhaltungspflicht im Wiener Baurecht nicht endlich verschärft, damit solche Fälle verhindert werden können?

Jänner 2023: Gericht erzwingt Bauarbeiten

Im neuen Jahr können die Bewohner wieder Hoffnung schöpfen. Meinbezirk.at berichtete:

Auf Vermittlung der Bezirksvorstehung Hernals wurde die MieterHilfe aktiv und hat Mitte Dezember 2022 beim Bezirksgericht Hernals einen Antrag auf einstweilige Verfügung, als stärkstes zur Verfügung stehendes Rechtsmittel, eingebracht. Ende Dezember gab es bereits eine richterliche Begehung (…) Der Hauseigentümer muss bis 15. Jänner 2023 sämtliche Öffnungen des Hauses schließen. Die Wohnung von [der im Haus wohnenden] Familie Landl muss thermisch saniert und auch der Wasserschaden im Schlafzimmer muss umgehend repariert werden (…)

Pläne für einen Abriss soll es aktuell keine geben.

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+43 1 4000 81261
 
Vizebürgermeisterin und Stadträtin Kathrin Gaál untersteht die Geschäftsgruppe Wohnen. Zu dieser gehören u. a. die Baupolizei (kontrolliert die Einhaltung der Bauvorschriften u. dgl.), Wiener Wohnen (Gemeindewohnungen) und der Wohnfonds (Fonds für Neubau und Sanierung).

(Die Reihung der Parteien orientiert sich an der Anzahl der Mandate im November 2020.)

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