Kunst, Mist und Zufall. Graffiti an der Hausmauer, achtlos weggeworfener Müll und politische Botschaften. – Menschen hinterlassen Spuren in der Stadt. Es sind Spuren, die so alltäglich sind, dass wir sie oft beinahe übersehen. Und doch sagen sie viel über Wien, seine Bewohner und unsere Zeit aus.
Dieser Beitrag widmet sich den kleinen Beobachtungen und Kuriositäten des Alltags. Immer sind es Momentaufnahmen, denn die Spuren verwischen schnell und vieles von dem, was hier gezeigt wird, ist schon längst übermalt, zerstört oder weggeräumt.
Alle Fotos auf dieser Seite sind zwischen 2018 und 2020 im 3. Wiener Gemeindebezirk entstanden.
Die heutige Rotundenbrücke, die den 2. und 3. Bezirk verbindet, wurde 1955 fertiggestellt, nachdem die Vorgängerbrücke (Architekt: Clemens Holzmeister, errichtet 1935-1937) im 2. Weltkrieg gesprengt worden war. Die riesige Rotunde, erbaut anlässlich der Weltausstellung 1873 im Prater, fiel 1937 einem Brand zum Opfer.
Das Kruckenkreuz war u.a. das Symbol der Vaterländischen Front, der Einheitspartei im Austrofaschismus (Ständestaat), der in Österreich von 1934 bis 1938 herrschte. Aufgenommen auf der 1948 eröffneten Franzensbrücke.
Im 1942 erbauten Flakturm im Arenbergpark befindet sich seit 1955 das Depot des Museums für angewandte Kunst. Das Depot ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. „Flak“ steht für „Flugabwehrkanone“.
Spielplatz am Hainburgerweg in Erdberg. Im Hintergrund liegt die ehemalige Nervenheilanstalt Svetlin (erbaut 1844), ein denkmalgeschützter Neorenaissancebau.
Baumgasse, nahe Schlachthausgasse
Der Armenierplatz ist eine kaum als Platz erkennbare Verkehrsfläche in der Kolonitzgasse. Hier befindet sich die armenische Kirche St. Hripsime, die von der Straße aus aber nicht zu sehen ist.
Heckscheibe eines in der Radetzkystraße abgestellten Autos. Das Stift Heiligenkreuz ist eine Zisterzienser-Abtei im Wienerwald. Rechts ist das Wappen der k.u.k Monarchie.
Auf dieser Regenrinne in der Baumgasse wird eine politische Auseinandersetzung manifest: Ein Aufkleber der Sozialistischen Jugend (SPÖ) ist überklebt mit einem Spruch der rechtsextremen Identitären Bewegung.
Die Männerpartei ist eine österreichische Kleinpartei, die bislang in keinem Landtag vertreten ist.
Wand im Hof des Hauses Markhofgasse 19, einem 1913 erbauten Druckereigebäude
Graffiti am Donaukanal. „SCR“ steht für den Fußballklub Rapid. „Tourist are Terrorist“ bezieht sich vielleicht auf die auch in Österreich steigende Angst vor Overtourism.
Sperrmüll vor dem 2018 abgerissenen Gründerzeithaus Baumgasse 71 in Erdberg.
Im Haus Radetzkystraße 31 liegt die Ambulanz des Anton-Proksch-Instituts (eine Beratungsstelle für Suchtkranke).
Diese Aufnahme ist am Tag der Europawahlen (26.5.2019) entstanden, kurz nach Bekanntwerden der Ibiza-Affäre.
Die Waschmaschine wurde neben dem historischen Verwaltungsgebäude des ehemaligen Bahnhofs Hauptzollamt abgestellt.
Die Wand gehört zum Umspannwerk am Esteplatz (erbaut 1928-1930).
Radetzkyviertel. Afrin bzw. Efrin ist eine nordsyrische Stadt. 2018, als dieses Foto aufgenommen wurde, marschierten türkische Militärs in die Stadt ein. Über 100.000 Bewohner, vor allem Kurden, flohen bzw. wurden vertrieben.
Das Graffito auf einer Hauswand im Fasanviertel bezieht sich wohl auf eine 2018 geschaffene Polizeieinheit. Deren Emblem war von einer der FPÖ nahestehenden Werbeagentur entworfen worden, was Kritik nach sich zog.
Die im Hintergrund sichtbare Backsteinmauer gehört zum 1754 gegründeten Botanischen Garten.
Radetzkyviertel. Halim Dener ist 1994 bei einem Polizeieinsatz in der deutschen Stadt Hannover gestorben. Das Symbol verweist auf die kurdische Untergrundorganisation PKK, die von vielen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird.
Die Mauer gehört zum seit Jahren trotz Denkmalschutz verfallenden ehemaligen Bahnhofsgebäude in der Unteren Viaduktgasse 4a – dem letzten Überrest des Bahnhofs Hauptzollamt.
Graffiti an der Bahntrasse, dahinter das seit langem gefährdete Gebäude Untere Viaduktgasse 4a
Hörnesgasse. Der Zettelpoet ist Helmut Seethaler.
Der rote Stern ist ein kommunistisches Symbol. Das Graffito ganz rechts bezieht sich auf die Pizzeria Anarchia, einem 2014 besetzten und von der Polizei geräumten Haus im 2. Bezirk.
Die Eintrittskarten gehören zum Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste (Semperdepot).
Eines der Graffiti stammt vom Sprayer Puber.
Rechts im Hintergrund zu sehen ist das 2018 teilweise abgerissene Wohnhaus Radetzkystraße 24-26.
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